Freitag, 5. März 2010

Namen

Im Warteraum einer Bank hat man etwas Zeit zum nachdenken, während das Fräulein verzweifelt versucht mir ein Konto zu erstellen. Zum Beispiel über... Namen?
Warum haben wir Europäer alle so lange Namen, dass wir uns immer nur mit populären Kurzformen ansprechen. Mich hat noch nie jemand ernsthaft Maximilian genannt - ich hab schon immer Max gehießen.
Und warum gleich so viele davon? Wir verwenden eigentlich nur 2, wer aber nicht mindestens 3 Namen hat fällt aus dem Raster. Den einzigen Sinn von zweiten Vornamen den ich bisher erkennen konnte, war Smalltalk: wenn Leute auf Partys plötzlich so schauen, als hätten sie gerade von der geheime Identität eines langjährigen Freundes erfahren: "Wie: du heißt Horst?"
Gut: in Deutschland ist das "viele, lange Namen"-Problem nicht so drastisch, da sich die Bürokratie darauf eingestellt hat - man muss fast nie alle Vornamen angeben. Und die Anzahl der Zeichen wird nur an der Uni nervig, wenn man bei Prüfungen jedes Blatt mit Vor- und Nachnamen plus Matrikelnummer versehen muss (viele benutzen da einfach einen Stempel).

In einem Land, in dem Namen im Durchschnitt nur aus 4 Zeichen bestehen (wohlgemerkt: der VOLLSTÄNDIGE Name) wird das jedoch unweigerlich zum Problem.
Um alle Zeichen in das vorgesehene Feld zu quetschen braucht man fast schon ein Mikroskop.
Noch schöner wird das ganze, wenn man versucht die Vielfalt europäischer Laute im japanischen Silben-Alphabet (hier Furigana genannt) wiederzugeben: das hat nur 5 Vokale mal 16 Konsonanten - in Kombination. Wärend man also vergleichbar viele Zeichen hat (also kennen muss), hat man nur wenige Laute zur Verfügung. Kein CH, keine Umlaute, keine Konsonanten-Kombinationen wie "Kr" oder "Ks" - letzteres wäre für Max/Maks irgendwie wichtig gewesen. Da hilft nur ein füllendes u, weshalb ich jetzt "Makushimirian" heiße.
Und: ein Lob auf die Technik: der Computer kann so viele Zeichen natürlich gar nicht verarbeiten - auch beim dritten Versuch siegt wieder der Buffer-Overflow.
Die Bank-Dame gibt irgendwann auf, und erledigt den Papierkram lieber von Hand. Das wird sich irgendwann noch rächen. Auf meinem Ausländerausweis jedenfalls dauerte es nur 5 Minuten, bis der erste Fehler im Namen auftauchte - ein Glück dass wir den überhaupt bemerkt haben.
Bis also die Polizei vor der Tür steht und mich darauf hinweist, dass man Visum nur für einen Makusumiran, nicht für einen Makisumerian gültig ist, genieße ich meinen ersten freien Tag.
Erstmal mit ausschlafen; dann, wer weiß womit...

2 Kommentare:

  1. Ha, die Polizei hat doch sowieso Angst vor dir, du bist groß und nicht geschlitzaugt :)

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  2. Ich würde es eher darauf anlegen, dass sie es irgendwann leid sind mit meinem "sukoshii dake" Japanisch und ihrem "ritteru bitt" Englisch kommunizieren zu wollen... ;-)

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