Freitag, 26. September 2014

Verkehr

Ich bin, was viele nicht wissen, im Besitz einer gewissen Gerätschaft, die mir die Teilnahme am Verkehr ermöglicht.
Ich sage dass, weil ich es nicht Auto nennen mag.
Ich könnte es schon Auto nennen, aber dann würden Sie, wenn sie es sehen, lachen und sagen: "Das ist doch kein Auto! Da hat jemand sein Playmobil liegen lassen."
Man nennt es hier:Keijidōsha, also "Leicht-Automobil". Also: Blech mit Motor drin, vier Sitze.
Das hat den Vorteil, dass Steuern und Versicherung sehr viel billiger sind.

Ich würde gerne schreiben wie schnell das Ding so geht, kann ich aber nicht. Die Geschwindigkeitsbegrenzung hält mich vom Testen ab.
"Geschwindigkeitsbegrenzung, damit ist doch die untere Grenze gemeint!", sagen Sie jetzt. Aber Japan versteht da keinen Spaß. Selbst marginale Überschreitungen werden mit Bußgeldern um die 1000€ Belangt. Nein, ich habe da keine Null zu viel mit dran.



Besonders unfreundlich sind sie, was Alkohol am Steuer angeht:
Null-prozent! Nada. Keinen Tropfen.
Das war wohl nicht immer so: früher war ein Schlückchen vor der Fahrt schon gang und gäbe. Dann übertrieb es natürlich einer, und fuhr dem Vordermann hinten auf. Auf einer Brücke. Hat das andere Auto also ins Wasser geschubst. Das Ehepaar im vorderen Wagen konnte sogar noch gerettet werden. Die drei Kinder auf dem Rücksitz nicht.
Das hat zu einem öffentlichen Aufschrei und drastischer Stigmatisierung von Alkohol am Steuer geführt.
Was ich mit Stigmatisierung meine? Also mein Professor hat mir eingeschärft, dass - sollte ich je einen Unfall unter Alkoholeinfluss haben (sprich: ich das Auto um einen Bambus wickle), mir sofort das Stipendium gezwickt wird und die Uni mich exmatrikuliert. So von wegen: "Schande über den Clan bringen..."
Oh, und weil in Japan Gemeinschaft ganz groß geschrieben wird, werden auch gleich alle im Auto gemeinschaftlich mit-bestraft. Also sollten sie vorher genau schauen ob ihr Fahrer nicht vorher mal am Sake-Schälchen genippt hat.



Überhaupt: in Japan ist Verkehr nicht ganz ungefährlich. Zumindest sehe alle Nase lang Schilder die darauf hinweisen, dass es hier sehr viele tödliche Unfälle geben soll. Gut, ich persönlich werde gerade wegen dieser Schilder zum Sicherheitsrisiko, weil ich versuche die Schriftzeichen zu entziffern.
Was macht das Amt also, damit es auf den Straßen etwas sicherer wird? Klar: Leute ausbremsen. Grüne Welle gibt es hier nicht. Im Gegenteil: sobald Sie auf ihrer Ampel Grün kriegen, können sie sicher sein, dass die nächste Ampel pünktlich für Sie rot macht.
Achja, Ampeln, da war ja was: wer schonmal in Japan war wird gesehen haben dass es einige (immer mehr) Ampeln gibt, die einen eingebauten Count-Down haben. Sie zeigen also an, wann das nächste mal Grün (bzw. Rot) wird. Das gibts allerdings nur für Fußgänger. Autofahrer werden nicht informiert. Stört die Leute auch nicht. Selbst wenn ich, mit meiner sehr ausgeprägten Toleranz für "Dunkel-Gelb" noch über die Kreuzung husche, kann ich mir sicher sein, dass der Hintermann mir noch folgen wird. Sooo Rot war das doch noch nicht....



Eines noch: weil Leute immer fragen wegen Linksverkehr.
Man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran, auf der Linken Straßenseite zu fahren.
Woran man sich nicht gewöhnt, ist beim Abbiegen nicht den Scheibenwischer sondern den Blinker zu setzten. Also mit der rechten Hand. Na, die Leute werden schon verstehen was ich meine wenn ich links Wische!
Als ich mal wieder Deutsche Straßen unsicher gemacht habe, hat es auch nur 50 Meter gedauert sich wieder ans Rechts-frahren zu gewöhnen. Diese 50 Meter waren aber peinlich. So mit der gesamten Familie im Auto aus der Ausfahrt zu fahren, und nicht zu wissen auf welche Straßenseite man jetzt muss...
Gott sei Dank hat unsere Straße keinen Mittelstreifen.

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