Samstag, 21. Februar 2015

Mein Leben als Ausländer

Ziemlich genau zwei Jahre hatte es gedauert. Ziemlich genau zwei Jahre nachdem ich Deutschland verlassen hatte wurde ich endlich zum ersten mal diskriminiert. Also so richtig schön als Ausländer diskriminiert. So wie ich in Deutschland auch diskriminiert wurde. Und das kam so:
Das Blutspende-Mobil (ja, das gibt's hier auch) kam zum Campus.
Super, da geh ich doch gleich zum Aderlass!
Der nette Mann vom Blutspendedienst fragt mich woher ich komme. Deutschland, sage ich wahrheitsgemäß, weil: naja, lügen bringt bei meiner Nase nix mehr.
Es kommt wie's kommen muss: der arme Kerl ist ganz peinlich berührt, muss mir aber sagen, dass sie kein Deutsches Blut nehmen (wenn dass der Adi wüsste!).
Ich bin nicht überrascht, sage das sei schon so okay und mache mich ans gehen.
Dem ist das aber so peinlich, dass er mir nachläuft und mir zum Trost wenigstens eine Limonade geben will (die Limos sind für die Spender als Stärkung gedacht). Ich lehne ab, versichere ihm, dass das schon in Ordnung ist und Entschuldige mich für die peinliche Situation.
War ja schließlich nicht das erste mal, dass der Blutspendedienst mich weg geschickt hat. Ist mir in Deutschland auch schon passiert. Damals war die Begründung, dass meine (damalige) Freundin Chinesin war. Warum das schlecht für mein Blut ist, haben sie mir nicht gesagt. Ich glaube der Medizinische Fachausdruck ist "Rassenschande". Oder vielleicht haben die befürchtet, dass ich "Gelbfieber" habe. Könnte ja ansteckend sein: der arme Kerl kriegt nach 'nem Unfall ne Transfusion, wacht auf und bucht sofort seinen nächsten Urlaub in Thailand...




Jedenfalls höre ich immer viel mehr über die Diskriminierung von Ausländern in Japan als ich sehe. Vor allem viele Weiße sind regelrecht besessen davon, diskriminiert zu werden. Okay, ist ja auch voll die seltene Gelegenheit als Weißer. Manche gehen so weit und definieren "angesprochen werden" als "Belästigung" um mehr abzubekommen.
Das Schlagwort ist "Hero-Hara" - der unerträgliche Zustand von Japanern auf Englisch angesprochen zu werden, meist weil die ihr Englisch üben wollen. Der Begriff setzt sich zusammen aus "Hello" (wir erinnern uns, Japaner haben's nicht so mit dem R/L) und "Harassment", was im Japanischen für alle Arten von unschönen Drangsalierereien verwendet wird. (Allen voran "Seku-Hara", die sexuelle Belästigung).
Jetzt muss ich sagen, dass das durchaus nervig sein kann, vor allem wenn die Japaner schon angetrunken sind. Andererseits fällt es mir schwer mich belästigt zu fühlen davon, dass jemand nett zu mir ist. Und ganz unrecht hat er ja nicht: 90% der Weißen hier würden ihn auf Japanisch ohnehin nicht verstehen.
Eine Freundin schwört auch, dass sich Leute im Zug nicht gerne neben sie setzen. Wie man sich über mehr Platz im Zug aufregen kann verstehe ich auch nicht.
Überhaupt finde ich es schön zu sehen über welche Kleinigkeiten sich Leute aufregen können, in deren Heimatland Leute für ihre Hautfarbe verprügelt werden.



Die U-Bahnen in Osaka zeigen Infos nicht nur auf Japanisch an, sondern auch auf English, Chinesisch und Koreanisch. Chinesen und Koreaner sind die größten Einwanderer-Gruppen. Quiz: In welcher Deutschen Stadt spricht die U-Bahn Türkisch und Polnisch?


Natürlich gibt es aber auch richtige Diskriminierung. In manche Etablissements kommt man wohl als Ausländer nicht oder nur schwer rein. Ich habe aber länger als 2 Jahre gebraucht sowas zu finden. Dann, auf Okinawa, fanden wir tatsächlich einen Nachtclub der keine Ausländer wollte. Den haben wir auch nur gefunden, weil unser Taxifahrer den empfohlen hat (Scherzkeks, was?), sonst hätten wir die Tür in der Hintergasse auch gar nicht gefunden. Wir sind dann zu einem anderen Club gegangen, der uns auch gleich rein gelassen hat. Dort ist uns dann auch aufgefallen warum wohl manche Etablissements auf Okinawa vorsichtig sind. Wir erinnern uns: auf Okinawa ist diese große US-Militärbasis. Sie können sich vorstellen wie's da zuging - so ganz ohne Vorurteile jetzt.




In Osaka haben wir das Problem nicht. Im Gegenteil: ich kenne sogar zwei Clubs wo man als Ausländer kostenlos rein kommt.Nochmal zum mitschreiben: diese Clubs werben explizit damit damit, dass Ausländer keinen Eintritt zahlen müssen. Solche Anti-Diskriminierung macht andere Kleinigkeiten dann auch wieder wett, oder?

Ich will jetzt nicht behaupten hier gäbe es gar keinen Fremdenhass, keine Vorurteile, keine unterschwelligen Diskriminierungen. Aber im Internationalen Vergleich schneidet Japan doch recht gut ab.
Okay, Ich bin ja auch voreingenommen, weil die mich dafür bezahlen dass ich hier kostenlos studieren darf... ähm...

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