Mittwoch, 29. Oktober 2014

Ehrlich jetzt!

Okay, nachdem der letzte Eintrag ein bisschen düster ausgefallen ist, versuche ich das mal mit ein paar positiven Geschichten auszugleichen!


Das Diebstahl und anderes kleinkriminelles Getue sehr selten sind, habe ich ja hier schonmal erzählt.
Aber Es gibt ja Grenzen, oder. Irgendwann ist es ja kein Diebstahl mehr, wenn man keinen Schaden anrichtet und überhaupt gar nicht zahlen könnte selbst wenn man denn wollte.
Doch!
Oder zumindest hält es die Leute nicht vom Ehrlichsein ab.
Ich komme nachts mit dem letzten Zug von Osaka zurück und gehe mein Fahrrad holen. Das habe ich in so einen Fahrrad-Parkplatz gestellt, also einen umzäunten Bereich mit Tor, wo man beim Verlassen am Automaten Entgelt entrichten muss damit sich das Tor öffnet. (Zu Fuß kommt man durch den Seiteneingang rein und raus).
Ich will also (gezwungenermaßen) zahlen, kann aber nicht. Der Automat ist kaputt. Das Tor steht weit offen, man kann also einfach gehen.
Auf dem Automaten liegen, ordentlich in Reih und Glied, kleine Münz-Stapelchen. Und zwar nicht zu knapp!
Die Leute haben also, wenn sie schon den Automaten nicht füttern konnten, einfach das Entgelt dagelassen. Auf die Idee, das ganze Angesammelte Geld mitzunehmen ist auch keiner gekommen, und das obwohl es Mitten in der Nacht und menschenleer ist.
Ich Stapel also meine Münzen daneben und schwinge mich aufs Rad...




Aus Gründen die ich anderswo mal erkärt habe (aber gerade nicht finden kann) muss ich für einen Monat meine eigene Wohnung mieten. Dabei ist mir nicht ganz wohl. Ich habe da Geschichten gehört, dass so manche Vermieter im Nachhinein plötzlich "Schäden" feststellen um den Mieter gehörig über den Tisch zu ziehen. Und so ganz koscher erscheint mir die Firma bei der ich da miete nicht. Ich wappne mich also mit einem Satz "Vorher-Nachher"-Photos und warte ab.
Zwei Wochen nach dem Auszug, nichts.
Doch dann: ein Anruf!
Es ist die Vermieter-Firma!
Natürlich verstehe ich erstmal kein Wort...
Doch dann! Dann kapiere ich: es geht um die Kaution!
Die habe ich vergessen abzuholen, schon über die Deadline hinaus.
Verdammt! Richtig, war doch was!
Und jetzt?
Nah, ich soll kommen und das Geld endlich Abholen!
Es dauert noch eine weitere Woche bevor ich die Chance habe wieder bei der Firma vorbei zu kommen. Sie geben mir ohne ein böses Wort mein Geld und bedanken sich nochmal, dass ich bei ihnen gemietet habe.
Ich bedanke mich für den Anruf, ohne den ich das Geld sicher vergessen hätte.



Natürlich gibt es auch Diebe und Halunken hier. Aber selbst die verhalten sich noch auffällig Anständig. In dem (sehr lesenswerten, aber nicht ganz leicht verdaulichen) Buch "Tokyo Vice" weiß der Autor über so einen Kerl zu berichten. Der war professioneller Taschendieb. Besonders gerne beklaute er Anzugträger die Abends im Zug nach Hause eingenickt waren. Er besorge sich also unbemerkt die Brieftasche seines Opfers und nahm das Bargeld heraus. Dann nahm er das Risiko auf sich, die Brieftasche mit all den Ausweisen, Kreditkarten und was da sonst noch drin war an den Ort zurück zu schmuggeln, von dem er sie hatte.
Als sie ihn dann schließlich doch schnappten, gestand er sofort. Und nicht nur den einen Diebstahl bei dem sie ihn erwischt haben. Alle! Also auch die, die der Polizei gar nicht bekannt waren.

Tatsächlich ist die Selbstanzeige in Japan ein recht gängiges Phänomen.
Als wir an einer Polizei-Station vorbei komme, mach ich einen Spruch über die "Gesucht" Bilder, die dort hängen. Die sind schon dieselben seit ich denken kann. Man sollte meinen irgendwann finden sie die Typen oder die Polizei gibt die Fahndung auf. Doch eine Freundin belehrt mich, dass die Poster seit drei Jahren deutlich kleiner ausfallen. Als nämlich das große Erdbeben und Atomunglück Japan erschütterten, haben sich zahlreiche Kriminelle der Polizei gestellt. Das Leid der Leute hat sie ihr Leben überdenken lassen, sagten sie.
Bleibt zu erwähnen, dass es in Japan nach wie vor die Todesstrafe gibt, und Gefängnisse hier alles andere als komfortable sind. Also sicher keine leichte Entscheidung.

Ein Polizei-Kommando hat einen Yakuza-Mafioso gestellt (erkennbar an den Tattoos).
Okay, das Halloween, aber das Gebäude im Hintergrund ist tatsächlich eine Polizeistation.

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