Sonntag, 12. Mai 2013

Verkocht und angebrät


Und strahlend drückten sie mir ein Abschiedgeschenk in die Hand:
ein japanisches Kochbuch auf Japanisch.
Super.
Ich konnte kein Wort verstehen, dass da drin stand.
Machte aber auch nichts: zu hause konnte ich die Zutaten eh nirgends bekommen.
Also lag das Ding zwei Jahre im Schrank.
Als ich wieder herkam nahm ich es wieder mit.
Zwar konnte ich immer noch kein Wort lesen das darin stand, aber zumindest konnte ich jetzt richtig einkaufen gehen.

Es folgt:
Max vs. die Japanische Küche!

FIGHT!





Runde 1:
Für den Japanisch Kurs müssen wir alle kleine Vorträge zu bestimmten Themen halten - auf Japanisch versteht sich.
Ich ziehe das Los: "Japanisches Essen".
Das andere Mädchen mit demselben Thema hält einen Vortrag über: "was man so alles essen kann".
Ich halte einen Vortrag über: "SO! Heute erklär' ich euch mal wie man Sushi macht!"
Ich habe keine Ahnung wie man Sushi macht.

Ich ziehe mein Kochbuch aus dem Regal und versuche es zu übersetzten.
Erstmal werde ich lang und breit darüber aufgeklärt, wie wichtig die Art Zutaten zu schneiden wirklich ist. Da gibt es Fein-Schnitt, Dünn-Schnitt, Tausend-Schnitt, Halbmond-Schnitt, und... naja ich hack' halt mit dem Messer auf das Zeug ein bis ich es in den Mund bekomme. (Kurzer Test... ja passt!)
Für das Rollen rollen bin ich zu faul und ungeschickt, doch zum Glück gibt's auch "Chirashi-Sushi", da wird alles achtlos zusammengeworfen. Das liegt mir näher.
Randnotiz: ich wohne in einem Chirashi-Zimmer. Berühmte Japan-Style Innenarchitektur!

Ich werfe also alles achtlos zusammen, sprenkle noch etwas verbranntes Ei drüber (stand nicht im Rezept, dass man es sofort nach 10 Sekunden wenden muss!) und packe es ein eine Tiefkühl-Schale.

Die Klasse bestaunt mein Ausstellungs-Stück. Ohh...., ahh...
Die armen Irren müssen's ja net essen.
Wenig später bin ich berühmt. Noch während ich mein (von der ganzen Klasse akribisch begutachtete) Ausstellungsstück esse werde ich vom Universitäts-Personal angesprochen:
scheinbar hat noch kein Student jemals so etwas abgezogen.
Da schmeckt mir das kalte, verbrannte, verkochte Gebaze gleich noch etwas besser.

Slide für meinen Vortrag: so machen sie Sushi-Reis.
Im großen Bild: ich habe den Reiskocher in unserer Küche mit Post-It-Notes Gaijin-Tauglich gemacht.



Runde 2:
Wenn der Supermarkt voller Pilze und Gemüse ist, die Sie noch nie gesehen haben, würden sie das einfach mal so riskieren? Herzhaft reinbeißen und hoffen?
Sie könnten ja versuchen das Zeug im Wörterbuch nachzuschlagen. Ist nur blöd, dass es natürlich Schriftzeichen für das Zeug gibt, die Sie noch nie irgendwo anderes gesehen haben, weil es eben genau nur diese Zutat beschreibt.
(Ein beliebtes Bildmotiv hier ist eine Sammlung aller Schriftzeichen für verschiedene Fische. Da können die Eskimos mit ihren 100 Worten für Schnee einpacken!)
Die Schriftzeichen sind also so selten, dass Japaner sie selbst oft nicht wirklich kennen. Ein Rezept aus meinem Buch kann ich nicht reproduzieren, weil selbst das Supermarkt-Personal an der Hauptzutat scheitert.
Also fange ich an nachzukochen was ich im Restaurant sehe.
Aha: diesen Pilz kann man also braten - mit irgend so einer Suppe, und diesem anderen Zeug....
Dummerweise sagen die einem nicht so genau, wie man zum End-Produkt kommt.
Freundin suchen, Freundin fragen.
"Als nächstes brauchen wir Soja-Soße"
"Hier."
"Wäh! Die kannst du dafür nicht verwenden!"
"Da gibt's Unterschiede?"
"Selbstverständlich! Die ist voll ekelhaft! Kauf die da!"
Jetzt muss ich auch noch die Unterschiede in der Soja-Soßen Landschaft lernen...
(Freundin ist mittlerweile weg, Soja-Soße ist noch da. Das Geld war also gut investiert!)



Gemeinschaftliches braten im Restaurant.
Das kochen macht gleich viel mehr Spaß wenn jemand anderes alles vorbereitet und nachher abspült.

Runde 3:
Ich bin ein Bento Danshi! Hier in Japan ist das Lunchbox (Bento) mitbringen zwar kulturell fest verankert, aber dass Männer ihre Lunchbox selber machen ist so selten, dass sie dafür ein Wort erfunden haben: "Lunchbox Boy".
Außer mir bringt noch ein Student aus dem Labor täglich sein Bento mit.
Er ist aber kein LunchBox-Boy, wie mir erklärt wird.
Er hat ein Freundin, die ihm täglich eine Lunchbox mit in die Uni gibt.
Mir fällt auf, wie abwegig mir dieser Gedanke vorkommt: Freundin (wohl gemerkt: nicht Ehefrau) kocht mir jeden Tag eine Lunchbox....? ....NEEEEEEE!
Mir fällt auf, dass es allen Japanern am Tisch sehr viel abwegiger vorkommt, dass ich selber koche.
Das führt zu einer Diskussion über die Vor-und-Nachteile des Selber-Kochens.
Nachdem Kosten und Zeitersparnis vom Tisch sind, bleibt noch die Gesundheit:
in der Kantine wird zeitgenössische Japanische Küche serviert.
Das ist, wenn man Sachen frittiert, am liebsten Fleisch, weil: das war vorher noch nicht fettig genug. Selbst in der Nudelsuppe schwimmt noch frittierter Tofu. Die Suppe selber konnten sie halt nicht frittieren.
Okay, es ist nicht alles frittiert, aber die berühmte gesunde Japanische Küche muss man sich trotzdem selber machen.

Wenn ich anfange meinen eigenen Sake zu brauen, schreibe ich auch darüber einen Blogeintrag.
Bis dahin: Mahlzeit!

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