Mittwoch, 19. Mai 2010

Standard

Sowas - hier wird ja schon viel zu lange nicht mehr genörgelt.
Gibt's etwa nichts zu hadern hier?
Doch, doch- muss nur niedergeschrieben werden...


Japaner haben ein Problem mit Standards: sie haben keine.
Haben sie doch mal welche, dann halten sie sie nicht ein.
Musterbeispiel ist das Stromnetz: es wird das Amerikanische System verwendet, sowohl beim Strom als auch bei den Steckern. Dann jedoch verwenden sie zwei verschiedene Frequenzen. Nicht etwa "auf einigen abgelegenen Inseln", sondern das Land ist in der Mitte zweigeteilt zwischen 50Hz und 60Hz.
Es mag sehr deutsch und/oder nerdig erscheinen sich darüber zu beschweren - die meisten Leute bekommen den Unterschied sowieso nicht mit. Doch das auch die Stecker nur mit biegen und brechen (100% Wahrheit) in die angeblich Amerikanischen oder Deutschen Adapter passen ist nicht mehr so lustig. Dass ich die 50 bzw. 60 Herz nicht am eigenen Leib erleben durfte, wahr mehr Glück als Verstand (zugegeben). Aber der Saft ist erst der Anfang:


Unsere Mensa bietet eine Auswahl sowohl immer-gleicher als auch saisonal-veränderlicher Gerichte. Man kauft Essens-Tickets am Automaten und tauscht sie dann an der Theke gegen Essen. Alternativ isst man das Ticket, denn so einfach wie das klingt ist es nicht. Manche Speisen können auch ohne Ticket bestellt und anschließend an der Kasse bezahlt werden. Für Manche gibt es sogar gar keine Tickets. Das die aktuelle Speisekarte und Organisation nur auf japanisch angeschrieben steht hilft nicht wirklich.
Wieder andere Gerichte nimmt man sich selbst aus der Vitrine oder dem Kühlregal - auch hier gibt es für einige der Speisen Tickets - (die man dann an der Kasse abgibt, was nicht wirklich Sinn ergibt). Dafür bekommt man zu manchen Gerichten etwas dazu - Suppe oder Reis. Man muss nur wissen WAS und zu WELCHEN. Und dann muss man sich noch an die richtige Theke anstellen, denn alle Gerichte gibt es nur an einer bestimmten Theke - und ob diese Theke eine eigene Schlange hat oder sich die Schlange mit anderen Theken teilt folgt gar keinem festen Prinzip mehr.
Wer jetzt glaubt das wäre nur in unserer Mensa so irrt: wann man in Restaurants wie wo sein Essen bezahlt ist - richtig! - von Fall zu Fall verschieden.


Buslinien setzen noch einen drauf. Man sagt beim einsteigen dem Busfahrer wo man hin will, und gibt ihm direkt das Geld. Kein Ticket, keine Kontrolle.
Bei manchen Bussen.
Bei anderen Bussen zieht man beim einsteigen ein Papier-Ticket und zahlt beim Aussteigen den Betrag, der auf einer Leucht-Tafel angezeigt wird.
Das sind nicht etwa unterschiedliche Unternehmen, sondern dieselbe Buslinie von der selben Bushaltestelle.


Die Krone jedoch gebührt dem Schienenverkehr: da es verschiedene, konkurrierende Unternehmen gibt, gibt es oft Bahnhöfe auch zweimal (manchmal unter verschiedenen Namen) - aber nicht immer. Manchmal teilen sich die Unternehmen auch denselben Bahnhof und man kann mit demselben Ticket umsteigen und weiterfahren. Das das muss man beim Ticket-Kauf jedoch dem Automaten mitteilen - denn hier kauft man sein Ticket vor Fahrtantritt für genau die Distanz, die man Reisen will. Das Ticket verliert man, wenn man den Bahnhof verlässt an einer Schranke - wenn man beim Umsteigen also den Bahnhof wechseln muss, muss man ein neues Ticket kaufen, selbst wenn das alte noch weiter fahren könnte. Natürlich ist auf den Plänen nicht immer ersichtlich, welche Bahnhöfe zweigeteilt sind - hoffentlich bekommen sie am Schalter das überschüssig bezahlte Geld wieder zurück. Achten sie außerdem darauf in welchen Zug sie steigen: von der Bimmelbahn bis zum Schnellzug fährt alles vom selben Bahnhof ab - nur von welcher Plattform: das ist eine andere Frage. Nicht schlimm genug, dass sie auf derselben Strecke entweder 10 Minuten oder 1 Stunde brauchen können (je nachdem welchen Zug wie verwendet haben) - vielleicht ist ihr Ticket in diesem Zug auch gar nicht gültig.
Denn die normalen Tickets gelten nicht für den "Limited Express". Bei der Auswahl von "Express", "Rapid Express", "Semi-Express" und "Sub-Semi-Express" ganz leicht zu merken, oder? Aber vielleicht haben sie sowieso am falschen Automaten ihr Ticket gekauft - die Bahngesellschaften haben nämlich manchmal getrennte Geräte. Manchmal gemeinsame. Oft in ihren Firmen-Farben gestrichen. Und manchmal in irgendwelchen Farben - auch in denen der Konkurrenz.
Vielleicht haben sie auch Glück und sitzen mit ihrem Automaten-Ticket im Rapid-Express der richtigen Linie. Das ist manchmal nämlich doch erlaubt. Aber das ist dann schon echtes Insider-Wissen und selbst den Japanern nicht immer bekannt.


Wenn sie es jedoch einmal geschafft haben, ihr Essen richtig zu bestellen, den richtigen Bus zum richtigen Bahnhof zu nehmen und jedes Umsteigen zu meistern kommen sie sogar bis zum Kurama-Yama: einer Historien-Schweren Symbiose aus Tempel-Besuch und Bergwanderung. (Lahme Überleitung zum nächsten Satz Photos...)







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