Montag, 31. Mai 2010

Halbzeit

Und da waren sie vorbei, die ersten 3 Monate - Zeit sich ein Bier auf zumachen und über die erste Halbzeit zu reflektieren. (Irgendwie auch Übung für die Fußball WM).

Im Studio begrüße ich daher: den Grant, hallo Grant.

Grant: Ja, ja. Passt scho.

Und den Narrn.

Narr: Servus! Freut mich riesig hier zu sein.

Also los geht's: sag mal, Grant...

Grant: ...mhh?


Deine Aufgabe ist ja immer das Haar in der Suppe zu finden. In diesen 3 Monaten: ein gefundenes Fressen oder schwere Schürfarbeit?

Grant: So haarig war die Suppe ja bisher eigentlich gar nicht. Es kommt halt auf die Selektion und Konzentration an: es gibt viele nervige Kleinigkeiten, aber das ist normal so. Man muss also die großen Unstimmigkeiten finden, die großen Inhibitoren.

Ein Beispiel bitte: wo hat das Team denn die größten Schwierigkeiten in der ersten Halbzeit gehabt?

Grant: Ganz klar bei der Sprache: man kann sich einfach nicht halb so frei und unbeschwert bewegen, wenn man niemanden versteht. Das wurde schon gleich nach dem Abstoß klar.

Wir sehen hier nochmal wie Wiederholung: schwere Verständigungsprobleme schon am Flughafen.

Grant: Das war natürlich ein Schlag in den Magen. Die ganze Vorbereitung...

Narr: Ja, aber das gehört doch einfach dazu! Es wäre einfach zu langweilig, wenn alles glatt gehen würde.


Grant: Ja aber irgendwann amal könnt dann auch Schluss sein! Der Spaß hat a Loch.


Die fahrt vom im Meer gelegenen Flughafen zum Festland - mit erstem Blick auf Osaka.


Was waren denn die Highlights für sie persönlich? Eine Frage an den Narren.

Narr: Tjaa, da gab es so einiges... aber Nummer 1 war wohl, als das Team völlig überraschend über den Hozanji stolperte. Dass dieser Tempel sogar ziemlich alt und berühmt ist, wurde ja erst viel später klar.

Grant: ...ein Schlag ins Gesicht, für die Touri-Fraktion! Von wegen "da gäbe es nichts zu sehen"! Und dann diese Treppe zur Kirschblütenzeit... ganz großes Japan!





Ein weiteres Highlight, dass in der Berichterstattung viel zu kurz gekommen ist, sind die Amüsier-Meilen von Osaka...

Grant: ... sind ja auch sau schwer zu photographieren. Ständig rennt einem jemand durchs Bild!


Die Summe aus Japan + Geeks + Pornos ist wohl auch eher etwas für's private Album...

Narr: So schlimm wie die Klischees immer klingen ist die Realität bei weitem nicht. Ich war eigentlich positiv überrascht von der lockeren und freundlichen Atmosphäre.



Gegen Ende wurde die Partie ja immer Bergiger.

Grant: Ja, aber so richtig schönes Hochgebirge war dann auch nicht dabei.

Narr: Dafür immer mit Berg-Tempeln.


Was sind denn die Aussichten auf die zweite Halbzeit?

Narr: Tokyo wird eine sichere Kiste - die könn'se gar nich verlieren.

Grant: Also mir würd schon reichen, wann's endlich diese Sprachprobleme aus dem Weg räumen würden. Sonst seh ich da schwarz für den Titel.


Vielen Dank für das Gespräch. Zurück ins Stadion.

Sonntag, 30. Mai 2010

Und sonst so auf der Arbeit

Da ich hier nicht als Student sondern als Praktikant an der Hochschule bin, besuche ich keine Kurse und treffe mich kaum mit den Professoren (außer mit meinen direkten Arbeitgebern).
Daher hatte ich bisher nicht wirklich viel Ahnung davon, was die anderen Labors eigentlich so machen. Bis Gestern, denn da war Tag der offenen Tür.
Es stellt sich heraus: hoch interessante und wichtige Fragen werden hier ergründet.
...
Da die meisten sich aber um Programmierung und Datenbanken drehen, erspare ich das hier dem Leser und zeige nur die visuell beeindruckenden Dinge:

Das Robotik-Labor zeigte seine Forschung auf dem Weg zum Androiden.
Das, oder sie haben einfach eine Studentin da hingesetzt.
Wird mit jeder neuen Generation von Androiden schwieriger zu erkennen.

Außerdem zeigten sie eine Roboterhand, die das Gewicht eines Wasserglases mithilfe von Schallwellen ermitteln kann. Der Roboter lag um ganze 2 Gramm daneben; meine Hände haben eher so eine Kilogramm-Genauigkeit.

Unser Labor ist traditionell der Eye-Catcher.
Das liegt in der Natur der Forschung: Interaktive Medien sind immer erst einmal beeindruckend. Kann man sehen, kann man anfassen, kann man sich etwas darunter vorstellen.
Hier probiert ein Besucher gerade das "Augmented Reality" System aus. Dabei werden einem mithilfe einer Brille vom Computer erzeugte Bilder über die Wirklichkeit gelegt.

Auf dem linken Bildschirm sieht man dass, was der Proband gerade durch seine Brille sieht. Das Mittlere beschäftigt sich damit, echte Gegenstände in Videobildern zu orten und das Rechte versucht menschliche Gesten zu erkennen.

Hier noch eine kleine, verspätete Anekdote aus dem Labor. Dieses System, dass einer unserer Professoren entwickelt, verändert das aussehen realer Bilder auf dem Tisch, indem sie von einem Projektor bestrahlt werden. Als ich neu im Labor war, wurde mir das Gerät vorgestellt und erklärt, einer der möglichen Einsatzgebiete sei die Unterstützung farbenblinder Menschen - man kann einfach die Farben so verändern, dass auch der Behinderte sie wieder unterscheiden kann.
Dazu legte er einen Farbseh-Punkte-Test unter den Projektor, drückte auf einen Knopf und erklärte mir: so sehe ein Farbenblinder diesen Test.
Der ohnehin schon komplett einfarbige Testbogen wurde nochmal ein gutes Stück einfarbiger.
Der Professor schaute mich gespannt an. Für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob ich einfach "Ohhh! Beeindruckend!" rufen sollte.
Doch dann erklärte ich ihm lieber, dass ich diesen Test auch ohne sein Gerät nicht bestehen könnte.
Darauf hin drückte er wieder auf einen Knopf, aktivierte damit den "Farbenblindheits-Korrektur-Modus" und schaute mich wieder erwartungsvoll an.
"87", las ich laut von dem Zettel ab, der jetzt plötzlich beschriftet war.
Allgemeine Erleichterung, Zustimmung, und gleich weiter zur nächsten Demonstration.
Und das war die Geschichte, wie ich zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben einen Farbseh-Test bestanden habe.


Und was ist so aus meiner Arbeit geworden?
Die ist mittlerweile abgeschlossen und hat bei der Präsentation unberechtigt viel Aufmerksamkeit erhalten...

Ist halt was zum anfassen und herumspielen.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Standard

Sowas - hier wird ja schon viel zu lange nicht mehr genörgelt.
Gibt's etwa nichts zu hadern hier?
Doch, doch- muss nur niedergeschrieben werden...


Japaner haben ein Problem mit Standards: sie haben keine.
Haben sie doch mal welche, dann halten sie sie nicht ein.
Musterbeispiel ist das Stromnetz: es wird das Amerikanische System verwendet, sowohl beim Strom als auch bei den Steckern. Dann jedoch verwenden sie zwei verschiedene Frequenzen. Nicht etwa "auf einigen abgelegenen Inseln", sondern das Land ist in der Mitte zweigeteilt zwischen 50Hz und 60Hz.
Es mag sehr deutsch und/oder nerdig erscheinen sich darüber zu beschweren - die meisten Leute bekommen den Unterschied sowieso nicht mit. Doch das auch die Stecker nur mit biegen und brechen (100% Wahrheit) in die angeblich Amerikanischen oder Deutschen Adapter passen ist nicht mehr so lustig. Dass ich die 50 bzw. 60 Herz nicht am eigenen Leib erleben durfte, wahr mehr Glück als Verstand (zugegeben). Aber der Saft ist erst der Anfang:


Unsere Mensa bietet eine Auswahl sowohl immer-gleicher als auch saisonal-veränderlicher Gerichte. Man kauft Essens-Tickets am Automaten und tauscht sie dann an der Theke gegen Essen. Alternativ isst man das Ticket, denn so einfach wie das klingt ist es nicht. Manche Speisen können auch ohne Ticket bestellt und anschließend an der Kasse bezahlt werden. Für Manche gibt es sogar gar keine Tickets. Das die aktuelle Speisekarte und Organisation nur auf japanisch angeschrieben steht hilft nicht wirklich.
Wieder andere Gerichte nimmt man sich selbst aus der Vitrine oder dem Kühlregal - auch hier gibt es für einige der Speisen Tickets - (die man dann an der Kasse abgibt, was nicht wirklich Sinn ergibt). Dafür bekommt man zu manchen Gerichten etwas dazu - Suppe oder Reis. Man muss nur wissen WAS und zu WELCHEN. Und dann muss man sich noch an die richtige Theke anstellen, denn alle Gerichte gibt es nur an einer bestimmten Theke - und ob diese Theke eine eigene Schlange hat oder sich die Schlange mit anderen Theken teilt folgt gar keinem festen Prinzip mehr.
Wer jetzt glaubt das wäre nur in unserer Mensa so irrt: wann man in Restaurants wie wo sein Essen bezahlt ist - richtig! - von Fall zu Fall verschieden.


Buslinien setzen noch einen drauf. Man sagt beim einsteigen dem Busfahrer wo man hin will, und gibt ihm direkt das Geld. Kein Ticket, keine Kontrolle.
Bei manchen Bussen.
Bei anderen Bussen zieht man beim einsteigen ein Papier-Ticket und zahlt beim Aussteigen den Betrag, der auf einer Leucht-Tafel angezeigt wird.
Das sind nicht etwa unterschiedliche Unternehmen, sondern dieselbe Buslinie von der selben Bushaltestelle.


Die Krone jedoch gebührt dem Schienenverkehr: da es verschiedene, konkurrierende Unternehmen gibt, gibt es oft Bahnhöfe auch zweimal (manchmal unter verschiedenen Namen) - aber nicht immer. Manchmal teilen sich die Unternehmen auch denselben Bahnhof und man kann mit demselben Ticket umsteigen und weiterfahren. Das das muss man beim Ticket-Kauf jedoch dem Automaten mitteilen - denn hier kauft man sein Ticket vor Fahrtantritt für genau die Distanz, die man Reisen will. Das Ticket verliert man, wenn man den Bahnhof verlässt an einer Schranke - wenn man beim Umsteigen also den Bahnhof wechseln muss, muss man ein neues Ticket kaufen, selbst wenn das alte noch weiter fahren könnte. Natürlich ist auf den Plänen nicht immer ersichtlich, welche Bahnhöfe zweigeteilt sind - hoffentlich bekommen sie am Schalter das überschüssig bezahlte Geld wieder zurück. Achten sie außerdem darauf in welchen Zug sie steigen: von der Bimmelbahn bis zum Schnellzug fährt alles vom selben Bahnhof ab - nur von welcher Plattform: das ist eine andere Frage. Nicht schlimm genug, dass sie auf derselben Strecke entweder 10 Minuten oder 1 Stunde brauchen können (je nachdem welchen Zug wie verwendet haben) - vielleicht ist ihr Ticket in diesem Zug auch gar nicht gültig.
Denn die normalen Tickets gelten nicht für den "Limited Express". Bei der Auswahl von "Express", "Rapid Express", "Semi-Express" und "Sub-Semi-Express" ganz leicht zu merken, oder? Aber vielleicht haben sie sowieso am falschen Automaten ihr Ticket gekauft - die Bahngesellschaften haben nämlich manchmal getrennte Geräte. Manchmal gemeinsame. Oft in ihren Firmen-Farben gestrichen. Und manchmal in irgendwelchen Farben - auch in denen der Konkurrenz.
Vielleicht haben sie auch Glück und sitzen mit ihrem Automaten-Ticket im Rapid-Express der richtigen Linie. Das ist manchmal nämlich doch erlaubt. Aber das ist dann schon echtes Insider-Wissen und selbst den Japanern nicht immer bekannt.


Wenn sie es jedoch einmal geschafft haben, ihr Essen richtig zu bestellen, den richtigen Bus zum richtigen Bahnhof zu nehmen und jedes Umsteigen zu meistern kommen sie sogar bis zum Kurama-Yama: einer Historien-Schweren Symbiose aus Tempel-Besuch und Bergwanderung. (Lahme Überleitung zum nächsten Satz Photos...)







Mittwoch, 12. Mai 2010

Japan in Bewegt-Bild

Mit neuesten Technologien ist es uns gelungen ein Stück Zeit aus Japans Bilderwelt herauszuschneiden, und ihnen, verehrte Damen und Herren an den Tele-Computatoren zu Hause sichtbar zu machen. Wir präsentieren: Bewegt-Bilder aus Fernost! (In Farbe!)


Takayama bietet als Freilichtmuseum einen Teil der historischen Tempel-Anlagen.

(Was deren Historie ist, konnte leider immer noch nicht dechiffriert werden - unsere Archäologen arbeiten noch an dem Schild am Eingang. Nur die Jahreszahlen "1663" und "1345" liegen im Klartext vor)


Ein Kostum-Fest in Osaka!

(Diese Otaku-Veranstaltungen sind viel freundlicher und menschlicher als ich mir das immer vorgestellt habe. Da ist unser Fasching fast trauriger.)


Eine riesige Krabbe greift ein Restaurant an!

Im inneren werden seine kleineren Artgenossen verspeist. Da würde ich auch die Fassade hochgehen!

Montag, 10. Mai 2010

Berge

Ein Großteil der japanischen Landmasse ist unbewohn(tes/bares) Gebirge.
Schwer zu glauben, dass ich erst dieses Wochenende zum ersten mal Bergwandern gegangen bin.
Aber irgendwas ist halt immer...
(Leider gab es keinen schönen Aussichtspunkt - war überall dichter Wald. Dafür einen Berg-Tempel. Das nächste mal versuch ich's mit höherem Gebirge. Mal sehen wer zuerst aufgibt: der Wald, die Priester oder ich)







Montag, 3. Mai 2010

Audioviel

Unterhalten sich ein deutscher und ein japanischer Frosch:
Deutscher Frosch: "Quaaak..."
Japanischer Frosch: "GeroGeroGero GeroGeroGero GeroGeroGero GeroGeroGero-"
Deutscher Frosch: "..."
Japanischer Frosch: "GeroGeroGero GeroGeroGero GeroGeroGero GeroGeroGero GeroGeroGero-"

Während hier also von allen Feldern ein abendliches Konzert erschallt, ist es Zeit einmal über typisch japanische Geräusche zu berichten: ein pseudo-akustischer Rundgang durch Nippon:

<<...PIUU....piuu...PIUU....piuu...Piuu....Piuu>>

Viele Fußgängerampeln pfeifen während den Grün-Phasen. Und zwar immer abwechselnd aus beiden Richtungen des Übergangs. Man muss aber nicht blind oder orientierungsschwach sein, um den Nutzen dieses akustischen Leit-Systems zu erkennen: an der roten Ampel schnell das Handy gezückt und eine Nachricht getippt? Kein Problem: nicht nur verpassen sie damit das Umschalten auf Grün nicht mehr, sie können während der Straßenüberquerung auch weiter tippen ohne aufblicken zu müssen. (Und die Leute tun das auch.)Der Ton weist den Weg...

<<"Irrashaimaseeee, doozo, ikagadeshooka, irrashaimasee...">>
Die schon fast berüchtigte Freundlichkeit der japanischen Verkäufer hat zuweilen etwas marktschreierisches. Neue Kunden werden Lautstark hereingebeten und willkommen gehießen.
Da unmöglich jeder Verkäufer wissen kann, welcher Kunde bereits Begrüßt wurde, wird man einfach bei jeder Gelegenheit nochmal begrüßt.
Manchmal schreien sie ihren Gruß auch einfach in den Raum, wenn sie dass Gefühl haben, jemand könnte neu hier sein, (oder das Gefühl, zu lange nicht mehr "Irrashaimasee" gerufen zu haben).

<<PLING, PLING, PLING, BRRING, DING DING, KLIRR, DADADATAA, KLIRR PLING>>
Japaner sind Glücksspiel-Freudige Menschen. Das einzige was es noch öfter gibt als die allgegenwärtigen Getränkeautomaten sind Banditen: Slot, Pachinko, Claw-Machines - meist alles ohne Arm, dafür um so lauter. Manchmal kann man (indirekt) Geld gewinnen, manchmal Sachpreise, meist keines von beidem. Habe ich schon erwähnt, dass die Dinger laut sind? Soo viel Sinn machen sie oft nicht. Bei manchen Claw-Machines (die Dinger, wo man mit Roboter-Greifarm Sachpreise grabschen muss) könnte man für 2-3 Versuche die Preise auch einfach kaufen. Das müsste dann auch nicht so laut sein. Alternativ kann man auch einfach Video-Spiele ohne Gewinn-Aussichten spielen. Die bieten mehr Spaß, sind aber genau so laut.
Ich glaube ich habe noch nicht wirklich zum Ausdruck gebracht, wie laut es in diesen Spiel-Höllen ist. NEHMEN SIE ASPIRIN MIT!

Zum Ausgleich noch ein Photo von einem Reisfeld. Hier kreischt nur der Frosch am Abend.