Montag, 31. Oktober 2016

Weihrauch-Hafen (2)

Science-Fiction Fans werden gehört haben, dass die ewig-verregneten Häuserschluchten im Film "Blade Runner" unter anderem von Hong Kong inspiriert wurden. Ja, da haben wir Glück gehabt: hat nämlich viel geregnet.
Genau so wie in Japan bleibt die Temperatur ziemlich hoch auch bei Regen. So macht es einem nicht ganz so viel aus nass zu werden und die Klamotten trocknen recht schnell wieder. Also machen wir am ersten Tag gute Miene zum bösen Wetter und laufen Klatschnass durch die Gassen.
Am zweiten Tag hört der Spaß dann auf - es regnet so heftig, dass wir uns auf eine Museums-Tour machen. Bis uns die Museen ausgehen. Schüttet immer noch. Wir gehen ins Planetarium und schlafen ein bisschen (was würden SIE denn in einem dunklen Raum mit Liege-Sesseln und künstlichem Sternenhimmel machen?). Regnet immer noch. Ich mache Facebook auf und sehe: die gute Wetterlage in HongKong hat sich bis England rumgesprochen.
Dann einen Tag schönes Wetter, also so schnell wie möglich alles abgehakt.
Der nächste Morgen sieht wieder etwas grau aus, aber auch nicht so schlimm. Nur erstaunlich wenig los heute. Ist Feiertag? Internet gefragt. Ja, spontaner Feiertag namens "Taifun-Warnung".
Mhmm, Spannend. So sieht man Hong Kong mal als Geisterstadt. Fühlt sich wunderbar beklemmend an...

Später treffe ich eine Einheimische die mir erzählt, dass solches Wetter extrem selten ist im Dezember. Normalerweise hat es sich bis Ende September komplett ausgeregnet.
Na, da haben wir ja Glück gehabt...


Selber Ort, selbe Uhrzeit, einmal mit Taifun-Warnung, einmal ohne.

Oh, solche Straßenmärkte wie im letzten Video gab es reichlich. Die meisten bieten den typischen Touri-Krimskrams. T-Shirts mit "I ♥ HK" Aufdruck, kleine Buddha-Statuen, Spielzeug, ...
Als wir vor einem Stand zu lange stehen bleiben, dürfen wir die Verhandlungskünste der Inhaberin genießen.
"50$, okay?"
Wir ignorieren sie und gucken weiter das kleine Kleidchen an.
"40$! 40..."
Wir drehen uns sicherheitshalber mal nicht zu ihr um.
"35$ 30, okay?"
Wir fragen uns wie weit sie wohl runter geht wenn wir sie weiter ignorieren.
"25! 25! Okay? 25! 20$..."
Also wenn der Fummel so billig ist, wollen wir ihn auch gar nicht.
Also gehen wir wieder.

Auf einem Abstecher in die New Territories haben wir die Gelegenheit noch einen "echten" Straßenmarkt zu sehen, auf dem die Einheimischen tatsächlich ihr Essen kaufen.
Auch hier werden wir angesprochen, aber nur halbherzig und auf Chinesisch, und so stört uns das nicht.
Trotzdem kaufen wir wieder nix. Nicht dass das Fleisch vor dem Standl net gut aussehen würde, aber eben dass man rohes Fleisch bei diesen Temperaturen offen vor dem Standl liegen lässt ist... ähh... nicht entsprechend DIN Hygiene-Normen!



Nah, so bleibt mehr Geld übrig. Das ist wichtig, weil: ich Sammle. Mir ist aufgefallen, dass nicht alle Hong Kong Dollars gleich sind. Es gibt tatsächlich drei verschiedene Geldinstitute die fleißig Drucken: die Bank of China (Hong Kong), die Hong Kong and Shanghai Banking Corporation (Limited) und die Standard Chartered Bank. Hier Drucken Banken unterschiedlicher Nationen Geld. Würde mich nicht wundern wenn ich plötzlich Hong Kong Dollars der East-India Company in der Hand halte.


Donnerstag, 27. Oktober 2016

Weihrauch-Hafen (1)

Sie haben doch nach einem Monat sicher die Schnauze voll von Mexiko!
Also, extra für Sie, mal was neues: HongKong!


Ja, die Ingenieure von Hong Kong verwenden tatsächlich Bambus um ihre Gebäude zu bauen und sanieren.


HongKong schreibt sich mit den Schriftzeichen für "Duft" oder "Weihrauch" (香) und "Hafen" (港).
Das ist ironisch, weil HongKong deswegen zu dem geworden ist was es heute ist, weil die Briten einen Hafen gebraucht haben. Um Opium nach China zu importieren. Auch eine Art von Weihrauch.
Ein guter Teil des Startkapitals der Stadt kam also aus den Taschen chinesischer Junkies.
Ein guter Teil des späteren Einkommens kam aus den Taschen von Kung-Fu-Film Junkies.


Bronzestatue von Bruce Lee vor der Skyline von Hong Kong.


Oh, Kung-Fu! Da fällt mir was ein: die Leute im Süden Chinas sprechen eine anderes Chinesisch, allgemein Kantonesisch genannt.
Als die Europäer also zum ersten mal Kontakt mit China hatten, hatten sie ihn durch Leute, die nicht wirklich Chinesisch sprechen.
Die Chinesen hätten ihnen gerne etwas von Kampfkunst erzählt: WuShu (武術) wie sie es nennen.
Die Kantonesen sprechen das Wort aber "Kung Fu" aus.

Wenn sie mit einem Chinesen also über "Kung Fu" sprechen, ist das so als ob der Chinese mit ihnen über "Wiener Sosedsches" redet.
Bei der Gelegenheit haben die Leute von HongKong den Briten auch erzählt, dass sie gerade Probleme mit Piraten von einer Insel im Nord-Osten haben.
Die Piraten hätten ihnen gerne gesagt, dass sie ihre Insel "Ni-hon" nennen: das "Reich der Sonne".
Doch die Kantonesen lesen dieselben Schriftzeichen... "Ja-pan"...


Der "Hollywood" Park.


Dank des Britischen Einflusses sprechen in Hong Kong fast alle Englisch. Jedenfalls sehr viel besser als ich Chinesisch. Gut, ich spreche auch kein Chinesisch. Aber zumindest kann ich viele von den Schriftzeichen lesen. Was eher zu gefährlichem Halbwissen führt.
Wir wollen einen Bergtempel besuchen. Wir wissen, dass der Tempel oben auf dem Berg ist, sind uns aber nicht sicher, sicher ob wir den richtigen Aufstieg gefunden haben.
"Doch, doch", versichere ich, und deute auf die Schilder auf denen zweifelsfrei "Gipfel" steht.
Das geht so weit gut, bis es nicht mehr weiter geht.
Also einen Einheimischen gefragt (der natürlich fließend Englisch sprach).
Nein, hier gehe es nicht zum Gipfel-Tempel-Dingen. Wir hätten am Fuß des Berges ganz anders abbiegen müssen...

Verdammte Chinesen, können die net g'scheit Japanisch schreiben!?