Dienstag, 28. Juni 2016

BewegDing (2)

Okay, okay, Sie mögen keine Insekten, hab ich kapiert. Wie wär's mit Waschbären? Ja, es gibt hier Waschbären, aber erst seit ein paar Jahren. Und zwar kamen die, wie sollte es anders sein, wegen einer Zeichentrick-Serie.
Was? Nein, nicht weil die Waschbären so gerne Animes gucken wollten (das verwechseln Sie mit einer anderen Tierart: dem "weißen männlichen Nerd", die Sie hier ab und zu treffen... und deren Blogs Sie lesen).
Nein, umgekehrt: es gab hier eine Zeichentrick-Serie über einen Jungen und seinen Waschbären (angesiedelt in Amerika), die so beliebt wurde, dass über tausend Waschbären als Haustiere importiert wurden. Die sind dann ausgebüchst oder ausgesetzt worden und haben sich - wie Waschbären das so können - an die Lebenssituation hier angepasst. (worin sie bekannterweise besser sind als der gemeine "weiße männliche Nerd").
Unlängst habe ich mir die Serie auch mal angeschaut, und kann berichten:
(a) einen Waschbären als Haustier zu haben sieht wirklich verdammt lustig aus
(b) auf Japanisch heißen Waschbären auch "Waschbären" (洗い熊, Arai-Guma, also: waschender Bär)
(c) ich habe nie darüber nachgedacht, warum Waschbären "Waschbären" heißen, aber scheinbar neigen die wirklich dazu, alles erstmal in Wasser zu waschen bevor sie es essen - was verdammt putzig aussieht.
Eine Szene aus dem Anime ist dann so berühmt geworden, dass sie vielen Japanern in meiner Altersgruppe heute noch geläufig ist: darin geben sie dem Waschbären ein Stück Würfelzucker zum essen. Es kommt wie's kommen muss, und der kleine Racker versucht den Zucker zu putzen... die herzzerreißende Szene die folgt kann man sich sich ausmalen... oder mit einem echten Waschbären ausprobieren:



Ich selbst bezeichne mich für gewöhnlich als Hirsch.
Das ist so ein Witz den ich immer bringe wenn ich Leute in Osaka treffe.
Weil ich in Nara wohne, und Nara für seine Hirsche berühmt ist. Also halte ich meine Hände an den Kopf um ein Geweih darzustellen und sage ich bin ein Hirsch.
Haha.
(Dabei gibt's in dem Teil von Nara in dem ich wohne gar keine Hirsche. Aber ich kann ja schlecht sagen "ich bin ein Reisfeld").
Finden die Leute nach vier Jahren immer noch witzig, weil es ja immer andere Leute sind.
Aber eigentlich mag ich die Hirsche nicht besonders, weil ich vor Jahren mal meiner Schwester eine Geburtstagskarte schicken wollte, und dafür in den Park gegangen bin um eine zu zeichnen.
Es war ein schöner Tag und ich saß so idyllisch zwischen den Hirschen und zeichnete, und die Hirsche haben ständig versucht, mein Papier zu fressen.
Kunstbanausen.


So, den letzten Eintrag hatte ich damit abgeschlossen, dass Sie mal über das Japanische Wort für Käfer lachen konnten. Aber da kann ich noch einen 'draufsetzen.
Hier gibt es nämlich auch Angsthasen.
Aber das sind im Japanischen keine "Hasen", sondern "Käfer".
Und zwar: weine-Käfer.
Weinen heißt auf Japanisch "naku (泣く)", und so heißt der weine-Käfer...
...Naki-Mushi. (泣き虫)

Ja, wirklich.
Okay, nicht wirklich. Vom Verhalten her ist der Naki-Mushi eher eine Heulboje als ein Angsthase, aber dann hätte das hier nicht so schön reingepasst.



 Nachtragend: ich hab im Supermarkt mal das Regal mit den Käfer-Utensilien photographier.

Donnerstag, 16. Juni 2016

BewegDing (1)

Ja, also Entschuldigung, dass die Blog-Einträge momentan so zögerlich kommen.
Aber Sie müssen verstehen, nach 125 Einträgen muß ich mittlerweile schon ganz genau hinschauen um noch etwas zu finden, dass ich ihnen noch NICHT erzählt habe.

...
Na gut, so genau hinschauen mußte ich dann doch wieder nicht. War ja groß genug der Hoschi, der mir heute Morgen über den Schulweg gelaufen ist:


Ja, diesmal geht's um Viechzeug. Oder "Bewegt-Dinger" (動物 Do-Butsu), wie die Japaner ihre Tierwelt liebevoll nennen. 

Wie sie ja gerade schon sehen konnten, die Insekten hier sind eine Nummer größer ausgefallen.
Gottseidank ist nichts gefährlich Giftiges dabei.
Außer dieser Australischen Austauschstudentin-spinne über die ich vor sechs Jahren schonmal berichtet habe. Ja, die gibt's immer noch. Ich habe Sie in all den Jahren aber nur einmal getroffen. Und zwar als ich mitten in der Nacht nochmal ins Labor wollte (weil: wenn man nur drei Stunden schläft, kann man zu den lustigsten Zeiten arbeiten), aber zu müde war die 10 Minuten zu Fuß zu gehen. Also habe ich mein altes Fahrrad abgestaubt, welches ich kaum noch verwendet habe seit ich mir ein Auto zugelegt habe. Das war natürlich kräftig eingewoben. Jetzt habe ich Spinnen zwar immer geduldet, aber nie an meinem Körper haben wollen. Also nehme ich ein kleines Stöckchen aus dem Gestrüpp um die Untermieter aus meinem Fahrrad zu entfernen. Das war eine gute Idee, weil die Mieterin in Apartment 23, zwischen den Pedalen und dem Hinterreifen war überraschen groß und ziemlich Rot am Hintern...
Gut, gestorben wäre ich jetzt auch nicht, aber laut Wikipedia hätte sie mir schon Bauchschmerzen bereiten können - wörtlich.



Was den Japanern hier mehr Angst einjagt sind die Hundertfüßler - die sind hier natürlich etwas größer und gefährlicher ausgefallen als die Deutschen Vettern, aber nicht häufiger. Aber ehrlichgesagt erzähle ich das nur, weil ich an einen früheren Eintrag über Japanisch und Chinesisch anknüpfen wollte. Man kann die Dinger hier nämlich als "hundert" + "fuß" (百足) beschriften. Ich schreibe absichtlich "beschriften", weil, ansprechen kann man sie so nicht. Die Japaner nennen sie "Mukade", und da steckt kein einziger Fuß im Namen. Sie benutzen einfach nur die Schriftzeichen für "hundert" und "Fuß", weil... naja, was würden Sie machen wenn sie kein eigenes Schriftsystem haben, aber wissen, dass das "c" in "cm" für hundert steht, und ein einzelner 'Apostroph die Maßeinheit "Fuß" bezeichnet? Genau: die Schreiben c' und sagen weiter Hundertfüßler. Naja, mittlerweile haben die Japaner ja ihr eigenes Schreibsystem und schreiben daher öfter einfach "ムカデ" (also Lautschriftlich "mu-ka-de").

Okay, reden wir von netteren Insekten. Zum Beispiel vom Kabuto-Käfer. Schon der Name ist cool (Kabuto ist der Helm der Samurai-Rüstung), sie sind beeindruckend groß, und wenn man sie lässt, dann führen sie sogar einen Sumo-Ringkampf auf. Dazu setzt man einfach zwei Männchen auf einen Baumstumpf und schon versuchen die sich gegenseitig herunter zu schubsen. (Achten Sie darauf nicht versehentlich ein Weibchen in den Ring zu setzen, sonst führen die einen ganz anderen Ringkampf aus.)
Wen wundert es da, dass der Käfer ein beliebtes Haustier für Japanische Jungs ist. (Bei der beengten Wohnsituation ist an Hunde ja kaum zu denken. Außerdem können Sie Hunde nicht einfach im Park von einem Baum pflücken und mit Heim nehmen). In jedem 100Yen Markt gibt es daher eine kleine Abteilung mit den nötigen Utensilien, Terrarien, etc, die Sie als werdender Käfer-Trainer brauchen.


Oh, fast hätt'  ich's vergessen zu erwähnen!
Damit Sie auch noch was zu lachen haben: "Käfer" (oder allgemeiner "Insekt", oder "Kleintier"), heißt im Japanischen "Mushi".
Jap, "Mushi".
...
Schönen Tag noch.