Sonntag, 13. März 2016

Weiterführender Schein

Ihre erste geniale Strategie, die Straßen sicherer zu machen war, die Führerschein-Zulassungsstelle irgendwo im nirgendwo zu bauen, wo man fast nicht hin findet.

Ihre zweite geniale Strategie war, den Führerscheinen ein Verfallsdatum zu geben.

Ihre dritte geniale Strategie war, die Termine für die Führerschein-Erneuerung auf zwei kurze Zeitfenster pro Tag zu beschränken...

Verdammt, verdammt, verdammt, jetzt spinnt auch noch Google Maps!
Ruhig bleiben, nach dem Weg fragen! Einfach irgendwo auf einer Schotterpiste parken - was ich bestimmt nicht darf, aber hier geht's um Leben und Immobilität - und den Rest der Strecke rennen.

Keuchend komme ich gerade noch rechtzeitig an und kriege ein Formular in die Hand gedrückt. Neben dem Üblichen ist auf der Rückseite auch noch ein Satz fragen gedruckt. Irgendwas ob ich in den vergangenen Jahren mal spontan das Bewusstsein verloren habe. (Spontan war das wohl nicht! Habe das doch schon beim zweiten Bier kommen sehen!). Aber weder habe ich die Zeit jetzt hier alle Schriftzeichen zu entziffern, noch das Selbstvertrauen am Ende nicht doch irgendeine Japanische Höflichkeits-Floskel nicht falsch herum zu verstehen. Also mache ich was jeder gute Student tut und tue beim Nebenmann abschreiben. Ahh, dacht' ich mir doch, dass "NEIN" richtig hätte sein müssen.

So gebe ich das Formular noch rechtzeitig am Schalter ab und darf mich setzen. Puhh, geschafft!


Mein Name wird ausgerufen (ich brauche immer zweimal, bis ich auf die Japanische Aussprache meines Nachnamens reagiere) und ich muss zurück zum Schalter.
Sie hält mir das Blatt mit den Fragen vor.
Verdammt, hätte ich besser nicht vom gratligen Opa abgeschrieben!
Ne, das war's nicht: ich hab einfach nur Kreuze gemacht. Keine Häkchen, wie man es hätte machen sollen. Kreuze. Haken, Kreuze, naa, da verkneif ich mir jetzt blöde Sprüche!
Also gibt sie mir ein neues Blatt und diesmal Hake ich ab!

Dann darf ich ein Feld vorrücken und ein Photo gemacht bekommen.

Die vierte Strategie, Japanern den Spaß am Leben zu nehmen war, das "jetzt-holen-alle-ihre-Führerscheine-raus-und-wir-lachen-über-Jugendsünden" - Party-Spiel kaputt zu machen.




Ich werde in einen Raum geführt, der stark an ein Klassenzimmer erinnert.
Auf jedem Platz liegt ein brauner Umschlag....
Ohhhh, Mist! Auf einen Test war ich schon nicht vorbereitet, als ich meinen Führerschein in Deutschland gemacht habe! (Und der war auf Deutsch ...und angekündigt). Ich glaube mir wird schlecht.
Zu unrecht, denn der Inhalt entpuppt sich als eine Sammlung Info-Broschüren. Dazu kriegen wir den passenden Vortrag.
Wie ein Kreisverkehr funktioniert. Zum ersten mal fällt mir auf, dass ich in Japan tatsächlich noch keinen Kreisverkehr gesehen habe. Ist halt auch kein Platz.
Das man sich anschnallen soll. So, so, ja? Wir kriegen ein passendes Video mit Crash-Tests gezeigt. Crash-Test-Puppen-Tochter verwandelt sich ein ein tödliches Projektil, dass Crash-Test-Puppen-Vati den Schädel zerdeppert, bevor sie sich durch die Windschutzscheibe verabschiedet. Ich werde immer meine Tochter anschnallen, entscheide ich.
Dann lerne ich noch, was dieser lustige Aufkleber bedeutet, den viele hier auf dem Auto haben. Nämlich: Senioren am Steuer. Wundert mich plötzlich gar nicht mehr.Die fahrenden Senioren werden hier netterweise "Silver-Driver" genannt. Ich finde das toll! Klingt fast wie ein Super-Held! Der Silver-Driver naht zur Rettung... etwas langsamer als der restliche Verkehr...

Nach knapp zwei Stunden ist der Unterricht vorbei, und ich kriege meinen neuen Schein.
Und als Belohnung dafür, dass ich zwei Jahre lang keinen Unfall gebaut habe, ändert der die Farbe jetzt von Grün nach Blau. Dankschön. Ich lasse mich von einem LKW Fahrer böse anhupen, warum ich auf seiner Schotterpiste geparkt habe, dann fahre ich Heim.

Mein ganzer Stolz. Im Hintergrund, meine Villa. 
Ich sollte endlich mit dem 'rum-Studieren aufhören und mir nen Job suchen.

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