Mittwoch, 10. Februar 2016

Was zu feiern

Den Unterschied in der Mentalität der Leute kann man ganz gut daran erkennen welche Dinge sie für Feier-Würdig halten.

Amerika feiert seine Soldaten. Mit eigenem nationalen Feiertag.
Natürlich nur die Veteranen. Stubenhocker werden nicht gefeiert.
Vielleicht ist das einer der Gründe für die Auslandseinsätze der USA. Ohne Krieg gäbe es ja irgendwann keine Veteranen mehr zu feiern.

Und auch sonst scheuen sich Soldaten hier nicht sich in ihrer Garde-Uniform ins Nachtleben zu stürzen. Wann haben Sie das letzte mal einen Bundswehr-Soldaten in Ausgeh-Uniform in einer Bar oder im Konzert gesehen? Wann haben Sie überhaupt jemals die BW-Paradeuniform gesehen. Okay, zwei oder drei Leser dieses Blogs haben mich gesehen. Ich hatte das Ding genau einmal an: als ich vereidigt wurde. Immerhin hat mich das etwas vorbereitet darauf in einer Bar plötzlich einem Marine Sergeant gegenüberzustehen. Genug um seinen Dienstgrad zu wissen (von wegen NATO Bündnispatner). Das hat ihn beeindruckt, weil das wohl viele seiner Landsleute trotz Hollywood-Bildung nicht wüssten. Naja, den Tag feiern ist halt einfacher als sich mit der Sache zu beschäftigen.



Japan feiert seinen Kaier!
Beide!
Nein, nicht die Kaiserin. Den Kaiser vor dem Kaiser.
Genau: den Showa-Kaiser Hirohito.
(Ja, der mit dem Weltkrieg.)
Normalerweise wird traditionell nur der Geburtstag des gegenwärtigen Kaiers gefeiert, aber nachdem Hirohito gestorben ist hat man einfach weitergefeiert. Passiert schonmal dass die Party weitergeht nachdem der Gastgeber schon gegangen ist.
Um dem neuen Kaiser nicht auf die Füße zu treten hat man den Tag grün angemalt. Am "Grün" Tag wird dann halt offiziell was anderes verehrt. Natur und so, uns das grüne Gras das übers Grab wächst.
Vor ein paar Jahren war dann genug Gras gewachsen und man fand man könnte jetzt schon wieder zugeben, dass das Kaisers Geburtstag sein soll. Aber jetzt haben sich die Leute halt schon an den grünen Tag mit der Natur gewöhnt. Also ist der "Tag der Ruhe" jetzt der neue "Grüne Tag", und der alte Grüne Tag heißt jetzt "Showa-Tag", und der neue Kaiser hat immer noch Geburtstag.
Mal sehen ob's mit dem nächsten Kaiser wieder eine neue Farbe und einen zusätzlichen Feiertag gibt.



In Amerika war nächste wichtige Fest war dann Thanksgiving. Das ist, so wurde mir gesagt, fast genau so wichtig wie Weihnachten, was den Müttern doppelten Stress auferlegt.Die Geschichte die sich hier über Thanksgiving erzählt wird dreht sich darum, dass die ersten Siedler einmal gemeinsam mit einem Stamm Amerikanischer Ureinwohner gemeinsam die gute Ernte gefeiert, und auch sonst viel paktiert haben.
Die Nachkommen der Ureinwohner sehen das etwas anders und ärgern sich über das Hurra-Amerika gehabe. Dieses Thanksgiving war das doppelt pikant, weil nach den Anschlägen in Paris viele Politiker keine Syrischen Flüchtlinge mit an den Festtagstisch lassen wollen. Naja, vielleicht schließen sie auch von sich auf andere und befürchten, die nächsten "verdrängten Amerikanischen Ureinwohner" zu werden.

Immerhin: das Fest bewegt nicht nur die Leute, sie bewegen sich auch: es gibt nämlich eine große Parade. Die wird zwar vom Kaufhaus Macy's organisiert, erweckt bei den New Yorkern aber trotzdem etwas Lokalpatriotismus und andere warme Gefühle.



Ernte wird in Japan nicht mehr gefeiert: so wie man über die Felder Elektronik-Konzerne gebaut hat, hat man über Erntedank den Tag der Arbeit gebaut. Was ja auch passt, da die wenigsten Japaner Bauern sind und die meisten Lebensmittel importiert.
 
Aber dafür wird die Natur gefeiert, wie man ja schon am grünen Tag sehen konnte.

Aber Moment! Japan ist doch von Meer umgeben! Da ist die Hälfte der Natur doch gar nicht Grün? (Naja, eigentlich, ...)
Aber ja! Dafür gibt's dann den "Meer-Tag", ein nationaler Feiertag in dem man den Ozean feiert, und was man da so zum essen heraus ziehen kann.

Aber Moment! Wo bleibt da der Kaiser!
Aber doch! Der Tag geht zurück auf eine See-Reise des Meiji-Kaisers (der Kaiser vor dem Kaiser, vor dem Kaiser, vor dem Kaiser; der der die Samurai abgeschafft hat).

Aber Moment! Auf der anderen Seite besteht Japan doch im Inland fast komplett aus Bergen.
(Naja, die sind aber doch grün, ...)
Aaach, was solls! Dann machen wir halt noch einen Feiertag für die Berge und was man da so zum Essen runterholen kann.
Ja, ganz frisch und nochniedagewesen ab diesem Jahr.
Wir warten auf einen neuen Kaiser, den wir da dran hängen können.

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