Montag, 16. Juni 2014

Nachbarn

Korea ist von Japan nur durch ein bisschen Meer getrennt.
Polen ist von Deutschland nur durch ein paar Meter Grenzgebiet getrennt.
Das hat sich für beide (Korea und Polen) bekanntlich als Problem heraus gestellt,
als die anderen beiden (Deutschland und Japan) meinten, sie bräuchten etwas mehr Land.
Die Beziehungen sind seit dem etwas frostig, doch während Willy Brandt sich zum Fugen kitten sogar hingekniet hat, muss man Japanische Politiker bis heute schubsen, damit sie so etwas wie eine Verbeugung machen.

Das finden die Koreaner nicht so toll, und so gibt es bis heute in regelmäßigen Abständen Proteste in Korea, um die Japaner daran zu erinnern, dass es da noch etwas zu kitten gibt. Über die Proteste wird in Japan auch jedes mal Berichtet, aber die meisten Japaner sind eher unpolitisch und nehmen das so hin. Echte Konsequenzen bleiben eh jedes Mal aus.



Aber auch die meisten Koreaner sehen das nicht so Eng. Zumal Japaner als Urlauber sehr willkommen sind: viele Verkäufer sprechen ein paar Brocken Japanisch (mehr als Englisch), und erlauben manchmal sogar das Bezahlen mit Japanischem Geld.

Umgekehrt stellen die Koreaner die größte Einwanderungsgruppe in Japan.
In Osaka gibt es ein Viertel namens Tsuruhashi: "Kranich-Brücke".
Das klingt zwar Ur-Japanisch, ist aber das Koreaner-Viertel, was man vor allem an der enormen Dichte an Koreanischen Barbecue Restaurants merkt.
Die sind zwar lecker, aber für Japanische Verhältnisse nicht sehr sauber, und für Koreanische Verhältnisse ziemlich teuer. (Die schlechte Kombination also).

Das tut der Popularität der Restaurants aber keinen Abbruch. Auch das Besteck nicht:
eigentlich bevorzugen Japaner Stäbchen aus Holz, gerne aus Billig-Holz zum danach-wegschmeißen, oder notfalls aus Plastik.
Koreaner verwenden Stäbchen aus Metall, dünn und trotzdem schwer, was etwas Eingewöhnungszeit kostet...




Auch in der Wissenschaft gibt es nicht viele Reibereien: jedes Jahr werden Austausch-Konferenzen zwischen Japan und Korea abgehalten. Die Professoren scheinen beste Freunde zu sein. Überhaupt scheinen diese Konferenzen mehr dazu zu dienen, mit alten Kumpels zu plaudern (auf brüchigem Englisch beiderseits, obwohl sich Japanisch und Koreanisch sehr viel mehr ähnlich sind als Englisch)... und, ähh.. einen Trinken zu gehen.
Allerdings gibt es in Korea keine große Bier-Kultur, was sie noch weiter verschlimmern in dem sie Kartoffel-Schnaps ins Bier mischen - wahrscheinlich um schneller über den fragwürdigen Bier-Geschmack hinweg in die Trunkenheit zu entfliehen....

Ein Saal voller verkaterter Professoren verschläft meinen Vortrag und wacht erst zum Mittagessen wieder auf - denn ein wichtiger Teil der Konferenz (oder: der wichtigste Teil?) ist sich gegenseitig in Gastfreundschaft zu übertreffen und eigne Kultur bestmöglich zu präsentieren, zumeist in Form von Essen.
Tatsächlich ist der kulinarische Unterschied zwischen Japan und Korea deutlich größer als man meinen sollte. Zwar gibt es Überschneidungen (Koreanisches Sushi heißt: Gimbap), aber auch Essen bei der der jeweils anderen Seite der Mund offen stehen bleibt. Sprich: man kriegt das Essen rein, den Mund dann aber nicht mehr zu.
Ein Japanischer Student erklärte auf meine Nachfrage, was ihm denn am besten Geschmeckt hat dann auch: ...der Reis.
Nein der Koreanische Reis schmeckt nicht anders als der Japanische.




Der Fairness halber bleibt anzumerken, dass in dem umfangreichen, oft leckeren und immer interessanten Menü auch ein paar.... "Spezialitäten" beinhaltet waren. Unter anderem ein eingelegter Fisch der so sehr stinkt, dass selbst unser Skandinavier ihn liegen ließ.
Der war aber die Ausnahme - sonst wird jeder der es etwas schärfer mag Korea sehr genießen.
Mahlzeit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen