Sonntag, 9. März 2014

Kann man so sagen...

Letztens hab ich ja einen Beitrag darüber geschrieben, dass sich im Japanischen manche Sachen einfach nicht sagen lassen. Aber auch die Sachen, die man sagen könnte (so denn Vokabular und Grammatik vorhanden ist) kann man trotzdem meist so nicht sagen.
Also: man kann sie schon sagen, aber verstehen tun die Leute einen halt nicht.
So kann man zum Beispiel niemandem einen "Guten Appetit" wünschen. Schöne Feiertage kann man wünschen oder gleich ein ganzes Jahr voller Glück. Aber beim Essen empfängt jeder für sich. So läuft das hier: man kriegt Essen, sagt "ich empfange" (...dieses tolle Essen, das ich selber gekauft und gekocht habe...?) und dann fängt man an mit dem Essen. Isst man selbst nichts, muss man schweigen.
"Empfangen sie schön" geht überhaupt nicht.
Die Japaner haben ganz eigene Wege gefunden, Dinge auszudrücken, und dem muss man folgen.

Um so mehr überrascht bin ich, wenn ich Ausdrucksweisen finde, die tatsächlich genau so eins-zu-eins im Deutschen auftauchen.
Ob da eine gewisse universelle Wahrheit drin steckt?



Perlen vor die Säue:
Geben sie ihrem Hausschwein auch so gerne Schmuck? Die  Amerikaner versuchen es ja lieber mit Lippenstift ("lipstick on a pig") um das grunzende Ungetüm etwas aufzuhübschen. Doch auch die Japaner schwören auf Perlenschmuck: Buta ni Shinju 豚に真珠, bedeutet wörtlich: Perlen für das Schweinderl, und genau das meint man auch. Aber damit nicht genug: die Japaner setzten noch einen drauf, und geben der Katz eine Goldmünze: Neko ni Koban (猫に小判). Bedeutet genau dasselbe.
Lustigerweise sind in der Japanischen Kultur ja diese "Winke-winke Katzen" (Maneki-Neko 招き猫) fest verwurzelt: das sind kleine Porzellan-Figuren von Katzen die mit der Pfote winken. Man stellt sie gern am Eingang von Geschäften auf, wo sie die Kundschaft herein-winken sollen. Und eben diese Winke-Katzen haben für gewöhnlich die andere Pfote fest auf einer Goldmünze...
Vielleicht müsste man das mit den Schweinen und den Perlen einfach mal wirklich ausprobieren.




Fäden ziehen:
Der fiese Drahtzieher im Hintergrund hat ja gerne die Fäden in der Hand (wie sind denn jetzt aus den Drähten plötzlich Fäden geworden?). Und da zieht er auch ganz fies dran 'rum - auch in Japan (Ito o hiku 糸を引く). Jetzt könnte man meinen: das kommt vom Puppenspiel, das ist einfach zu offensichtlich. Doch im Japanischen Puppenspiel: "Bunraku", gibt es gar keine Fäden. Die Glieder der Puppe sind an Stäben befestigt. Man müsste also die "Stäbchen drücken". Tut man aber nicht. Man zieht Fäden.



Wände haben Ohren:
Auf meiner Recherche für diesen Beitrag habe ich herausgefunden, dass der Begriff von den Ohren in den Wänden auf einen tatsächlichen Abhörskandal zurück geht, geschehen im 16. Jahrhundert zu Paris. Der Begriff wurde dann vom Französischen ins Deutsche übersetzt. Unwahrscheinlich, dass er viel weiter nach Osten gekommen ist, zu dieser Zeit. Und trotzen haben auch japanische Wände gerne Ohren. Und nicht nur das: diese Papier-Schiebetüren, "Schōji", haben Augen!
Kabe ni mimi ari, shōji ni me ari, 壁に耳あり障子に目あり.
Der zweite Teil ist historisch recht leicht zu verstehen: der Versuch mit einem Finger oder spitzen Gegenstand ein Guckloch ins Papier zu drücken ist wohl bekannt. Jetzt gucken sie nicht so! Wenn Sie mit dem Finger Löcher in die Wände ihres Nachbarn drücken könnten, würden sie auch der NSA Konkurrenz machen!



Wo kein Feuer, da kein Rauch:
Hier war's bei mir umgekehrt: ich habe im Japanischen eine Schöne Redensart gefunden, nach der an jedem Gerücht auch ein Stück Wahrheit dran hängt. Als Bewohner eines Dorf-Campus' bezweifle ich das zwar, aber ich konnte damit sehr gut Leute aufziehen, die plötzlich ohne ihr Wissen "verliebt", "verheiratet", "schwul" oder "plötzlich verstorben" waren.
Hi no nai tokoro kemuri wa tachinu, 火の無い所に煙は立たぬ, sag ich da nur.
Erst später habe ich herausgefunden dass man das im Deutschen ganz genau so sagt.
Ich war bis dahin davon ausgegangen, dass Deutsche Gerüchte einfach erstunken und erlogen sind.
Aber scheinbar braucht auch Deutscher Rauch ein Feuer, was mich verschiedene Dinge, die so über mich gesagt wurden, nochmal überdenken lässt....
Mist!


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