Sonntag, 17. März 2013

Name?


Yuki?
Die war wahrscheinlich die zehnte "Yuki" die ich kennen lernte.
> Wie schreibt man denn das? Wie YuJin? ("Freund")
> Nein, nein, so:
Sie schreibt mit ihrem Finger ein Schriftzeichen in meine Hand.
> Wie, ... was? Nochmal! Wie.... wie... "furchteinflößend"!?!

Für die meisten Menschen (eigentlich alle Nicht-Japaner) sind Japanische Namen sinnlose Anhäufungen von Lauten,  die man sofort wieder vergisst, wenn man keine Visitenkarte in die Hand gedrückt bekommt.
Das ganze wird leichter, wenn man genügend Schriftzeichen gelernt hat.
Dann wird die Bedeutung des Namens ersichtlich... vielleicht... oder es findet sich ein guter Aufhänger um Leuten Spitznamen zu geben.

Jedenfalls protestierte diese Yuki umsonst, dass ich die Zeichen für "Furcht" und "Wunsch"verwechselt habe, von da an war sie "Yu, die Schreckliche"!






Vornamen werden von den Eltern meist nach Laut ("klingt schön") oder einem obskuren Familien-System ausgesucht ("die erste Silbe vom Namen der Großmutter oder jeweils der zweite Buchstabe vom Namen der großen Schwester oder... äh...").
Dann sucht man sich unter den zigtausend Schriftzeichen welche raus, die hübsch ausschauen und die man mit biegen und brechen vielleicht so lesen kann wie der Name klingt.
Auf Geschlecht wird da keine Rücksicht genommen: für männliche Yuki wählt man halt halt etwas andere Schriftzeichen aus. Gibt ja genug.
Und wenn alle Stricke reißen, lässt man die Schriftzeichen halt ganz weg und schreibt nur in Lautschrift.

Eine andere Yuki musste kleinlaut zugeben, dass sie selbst die Bedeutung ihrer Schriftzeichen nicht kennt - da haben die Eltern etwas zu obskure Kritzeleien in alten Büchern gefunden.
> "...aber manchmal verwendet man es in Worten die irgendwas mit Zeit zu tun haben!"
Andererseits: wie viele Europäer kennen schon die Bedeutung ihres Namens.... (ich).





Kein Wunder dass da Spitznamen groß in Mode sind.
Besonders Chinesisch-Stämmige Leute (die zwar dieselben Schriftzeichen haben, aber deren Aussprache sich im Japanischen eh net wiedergeben lässt) müssen sich oft Umdeutungen gefallen lassen.
Von einer anderen Yuki wusste ich erst gar nicht, dass sie Chinesin ist - wo sie doch so einen typisch japanischen Vornamen hat...
Aber sie heißt gar nicht Yuki. In ihrem Namen (für Japaner unnötig kompliziert) fand sich einfach das Zeichen für "Schnee" - also nennen alle sie jetzt "Schnee" - was nur zufälligerweise "Yuki" heißt.
(Ich verweise hier nochmal auf diverse Hass-Predigten, die ich über Homophone in der Japanischen Sprache verfasst habe.)

Ein brasilianischer Kommilitone hat die "Hin-und-her-Übersetzung" von Lauten und Bedeutungen von Namen dann zur Kunstform erhoben.
Eine Chinesin machte einmal den Fehler ihm die Bedeutung ihrer Schriftzeichen zu erklären.
"Das eine ist 'Morgen', aber nicht so früh am Morgen, eher so 10 Uhr..."
Das hätte sie nicht sagen sollen.
Seitdem heißt die "Juu-ji" (jap.: "10 Uhr").
Und weil das wie das Englische "Judy" klingt, glauben manche zuerst tatsächlich das sei ihr Name.
Als ich nach 2 Jahren Abwesenheit an den Campus zurück kam hieß sie immer noch so.





Die gängigste Quelle für Spitznamen liegt aber viel näher:
erste Silbe des Namens + 'chan'.
'Chan' ist eine Niedlichkeitsform, ähnlich dem Deutschen "~chen".
Während aus Yuki also Yu-chan wird, wird der Maximilian zum Mäxchen....
..ja, toll, das ging jetzt wieder voll nach Hinten los!

Wo wir schon beim Max sind: auch in Japan gibt es einen Herrn Mustermann.
Taro ist sein Name. Einen einheitlichen Nachnamen hat er nicht. Man verwendet immer das Naheliegendste Wort, das gerade mit dem Beispiel zu tun hat.
Die Formulare auf den Ämtern haben immer den Namen der Stadt als Taro's Nachnamen.
Also "Taro Osaka" oder "Taro Kyoto".

Auf einem English-Test für Internationale Kommunikation fand ich dann den Herrn "Taro International".
Und an unserer Universität gibt es gar einen "Taro Sentan" - Sentan bedeutet so viel wie "führend", "Speerspitze", "Vorhut" oder "anderen Unis weit voraus".
Vielleicht haben manche Deutsche Unis ja einen "Max Elite" oder "Max Exzellenz-Cluster"
(wobei letzteres Wohl ein zusammengesetzter Name von Papa "Exzellenz" und Mama "Cluster" sein muss).

Aber die Geschichte mit den Nachnamen erzähl ich wann anders mal.


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