Sonntag, 18. Juli 2010

Umwegeskarten

Japaner lieben Gruppen-Reisen. Das heißt sie laufen für gewöhnlich dem Schirmchen einer ortskundigen Person nach.
Anders geht das oft auch gar nicht, denn wer den Weg nicht schon kennt, wird ihn hier bestimmt auch nicht finden.

Das fängt mit den Hausnummern an, die nicht in der Reihenfolge sind in der die Häuser an der Straße stehen. Wenn man also gerade vor Haus Nummer 12 steht, kann die 13 am Ende der Straße sein - oder am Anfang, oder irgendwo dazwischen. Wenn die Straße etwas länger ist, stehen sie auf der Suche nach ihrem Hotel vielleicht sogar im falschen Stadtteil.

Okay: solange sie in der Stadt sind und ein Hotel suchen wird das schon schiefgehen - beim Bergwandern hört der Spaß aber auf:
Meine Aufwändig dicke Straßenkarte der Region kennt tatsächlich sogar recht kleine Pfade - was sie nicht davon abhält, dreist über deren Verlauf zu lügen. Für Kinder gibt es ja immer diese "Welcher-Weg-führt-durch-das-Labyrinth"-Spiele- dasselbe spiele ich also mit einem Berghang: auch der dritte Pfad den ich ausprobiere führt wieder zurück ins Tal. Mit der erbrachten Marschleistung hätte ich schon dreimal oben und wieder unten sein können. So muss ich unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Manchmal sind netter weise auch vor Ort Karten an den Touristen-Zielen aufgestellt worden. Nach kurzer Verwirrung (manchmal sind die Karten eingenordet, manchmal nach Blickrichtung ausgerichtet) fällt einem auf: da ist nicht das eingezeichnet was ich suche. Denn die Karten sind meist stark vereinfacht und bieten nur wenige Orientierungspunkte. Und natürlich jede Karte andere...

Auf einer Wanderkarte war die Länge eines Wanderpfades bis zu einer berühmten Ortschaft an deren Ende gleich lang, wie der Weg vom Bahnhof zum Pfad. Passt ja super für eine Sonntag-Nachmittag-Wanderung mit Tempelbesuch inklusive - dachte man so. Nachdem ich den Pfad also nicht gefunden habe (war ja klar: die Karte war da mal wieder nicht so genau) gehe ich zumindest in die Richtung des Ziel-Ortes - kann den Pfad ja dann auf dem Rückweg verwenden. Nach einem ordentlichen Fußmarsch neigt sich der Tag dem Ende entgegen und weder Wanderpfad noch Ortschaft sind gefunden. Beides klärt sich an einem neuen Schild an der nächsten Kreuzung: hier ist zum ersten mal der Pfad erwähnt - denn er endet hier. Bis zur Ortschaft sind es noch gediegene 15km Landstraße. Auf der Karte ist also weder eingezeichnet, dass der Pfad vorzeitig endet, noch dass mit Skalierungs-Ungenauigkeiten um den Faktor 10 zu rechnen ist.

Mein anderes Wander-Büchlein ist noch toller. Das hat zwar auch Karten, in denen sind die Wanderwege selbst aber nicht verzeichnet, sondern nur die Straßenkarten, wie man da hin kommt. Also weiß man ab der ersten Kreuzung (ohne "Geradeaus") nicht mehr, ob man überhaupt noch richtig ist. Die wenigen Schilder am Wegesrand weisen natürlich nie das aus, wo man hin will.
Auf dem Rückweg finde ich noch eine bessere Kuriosität: auf den Berg fährt auch ein Cable-Car/Bergbahn. Also findet sich vor dem Berg-Tempel auch ein Hinweisschild, wo es denn zur Berg-Station geht. Folgt man diesen Hinweisschild, läuft man bis ins Tal, an der Tal-Station vorbei zum Bahnhof- ein weiteres Schild: "hier hätten sie abbiegen müssen" kommt nicht mehr.

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