Mittwoch, 31. Juli 2019

Boss (19)

Also, was machen wir mit dem Geld dass uns die Stadt netterweise spendiert? Wir müssen etwas aufsehenerregendes machen. Etwas dass uns ins Gespräch bringt - und ein paar neue Kunden durch die Tür. Als erstes machen wir: einen Wettbewerb! Leute sollen zeigen was sie mit unserer Software tollen machen. Das sollen sie auf Facebook und Konsorten herumzeigen. Preis: eine Einladung nach Japan! Da können wir endlich mal unseren Heimvorteil voll ausspielen und bekommen so auch bisschen Face-to-Face Feedback.
Also: ich baue eine "Contest" Version, die es den Teilnehmern einfach macht sich bei der Arbeit zu filmen, und die Marketing-Jungs machen ein cooles Video von Osaka. Was es hier nicht alles zu sehen, zu tun, zu essen gibt. Glücklicherweise sind wir hier nahe an Kyoto dran, also werden die berühmten Tempel und Geishas auch gleich mit-beworben.

Dann wird das ganze Angekündigt und kräftig beworben. Reaktion: stille.
Na kommt schon, selbst ein Gratis-Trip nach Japan kann die Leute nicht motivieren mal ein bisschen was neues Auszuprobieren?! Die Zeit verstreicht und meine schlimmsten Befürchtungen scheinen wahr zu werden: wenn wir so einen großen Event ankündigen und dann keine ernst zu nehmenden Teilnehmer haben, keinen glorreichen Sieger küren können, dann müssen wir der Welt eingestehen das uns keiner haben will. Ist schlimm genug sich mit diesem Gedanken nach jeder Monatsabschlussrechnung im stillen Kammerl in den Schlaf zu weinen. Immerhin hat unser Branding nicht darunter gelitten. Aber jetzt?




Ich feuere mein Team an sich extra gut um die wenigen Teilnehmer zu kümmern und die zu ermutigen extra arbeit rein zu stecken! Leider sind die Teilnehmer alle besser im reden (und sich anfeuern lassen) als darin sich wirklich mal hinzusetzen und etwas zu machen. Wir verlängern sogar die Deadline noch etwas, aber irgendwann muss Schluss sein...
Der Laden um die Ecke hat neuerdings einen Bananen-Milch-Cocktail. Sowas wie einen White Russian, nur halt mit Banane. Riecht genau so wie die Bananen-Milch die ich oft während unseren Meetings trinke. Nun haben wir das Meeting in dem wir aus den wenigen Einsendungen den Besten aussuchen müssen. Na, auf geht's Jungs, zeigt was wir haben.... nee, also der schonmal nicht!
... nee, bitte...
... ich brauch nen Schluck Bananen-Milch... ahh...
... der nächste hat mit unserer Software ein Modell von Osaka Castle gebaut. Das ist immerhin ein netter Gag. Das Modell selbst besteht aber nur aus ein paar groben Blöcken.
... der nächste hat sogar ziemlich gute Arbeit geleistet. Leider ist das genau jener Holländer den wir erst vor ein paar Monaten eingeflogen haben damit er uns mit seiner Expertenmeinung weiter hilft. Wenn er jetzt gewinnt kriegen wir nicht nur kein neues Feedback, es riecht auch arg nach Vetternwirtschaft und zeigt der Welt wie wenige Fans wir haben. Also: doch die Osaka Burg?
Einen haben wir noch? Gut, zeig her.



5 Jahre habe ich mittlerweile an dieser Software gearbeitet (wenn auch immer wieder mit anderem Fokus und Zielsetzung). Irgendwie schon wie mein Kind. Mein kränkliches, von der Welt verabscheutes Kind. Das nun in die Hände eines Mannes gefallen ist, der sie so sehr lieben muss wie ich. Es ist einfach unfassbar was er damit geschaffen hat. Er hat ein solches Meisterwerk aus der Software heraus gekitzelt, dass sogar ich noch etwas lerne!
Wer ist der Kerl?! Ein Franzose? Natürlich ein Franzose - den besten Liebhaber den ein Papa sich für seine Software wünschen kann! Der Contest ist Entschieden! Bitte, sei mein Schwiegersohn und komm' zu uns nach Japan! Mein Gesicht ganz rot vor Freude! vor Erleichterung! vor Begeisterung! vor neuem Optimismus! (vor Bananenmilch)! Kanpai!