Freitag, 31. Mai 2019

Boss (17)

Mittlerweile bin ich vom Visums-Empfänger zum Visums-Sponsor geworden. Als Arbeitgeber gebe ich jetzt die Arbeitsstelle die anderen ihre Aufenthaltsberechtigung in Japan stellt. Interessant den Papierkrieg von dieser Seite auch mal kennen zu lernen. Interessant und nervig.
Auch werde ich vom vorlesungs-besuchenden Student zum Vorlesenden. Eine örtliche Uni läd mich und einen anderen Entrepreneur ein über Unternehmertum zu referieren. Eigentlich habe ich keine Zeit aber so ein bisschen Geld macht sich gut in der Buchhaltung. Und so kann ich die nächste Generation warnen diesen Mist auf keinen Fall zu probieren. Finger weg von Drogen und Start-Ups Kinder! Wobei, Drogen sind nicht so schlimm glaubich. Scheinbar ist meine Message nicht negativ genug - einer der Studenten kommt nach dem Vortrag zu mir und fragt ob wir nicht ein Praktikum anbieten würden. Er ist Holländer, ein aufgeweckter Bub. Würden wir ein Praktikum anbieten? Er macht einen guten Eindruck... Ja, warum nicht. Unbezahlte Arbeitskraft, hehehe, kann nicht viel Schief gehen. Prima! Seine Uni meldet sich dann bei mir um zu evaluieren ob die Firma qualifiziert ist, Hollands junge Hoffnungsträger zu unterweisen. Aeh, was? Mist. Dann wird ja bald raus kommen, das "der Deutsche und seine zwei Hanseln" keine richtige Firma sind.



Die Uni schickt mir also ein gutes Duzend Emails und ruft zweimal an. Ich erwarte dass sie mir bald sagen dass das sie mir keinen Studenten anvertrauen werden.
Sie melden sich wieder und sagen mir dass sie mir gerne noch 8 weitere Studenten anvertrauen würden.
Was?
Acht Informatik-Studenten sollten eigentlich ein Praktikum bei einer Firma in Tokyo absolvieren, aber die Firma ist in letzter Minute abgesprungen. Könnte ich da nicht einspringen? Wir sind nur drei Leute und haben schon einen Praktikanten. Naja, einen können wir vielleicht noch...
Ja gut dann schicken sie mir mal die Lebensläufe und wir verabreden Skype-Interviews damit ich mir den besten aussuchen kann...




Plötzlich bin ich in der Situation Job-Interviews abzuhalten. Was frage ich denn da? Da habe ich mir ja was schönes Eingebrockt mit meinem Vortrag.
Dann erinnere ich mich wieder dass ich vor 8 Jahren selbst mit einem Praktikum zuerst nach Japan gekommen bin. "Hat mein Leben grundlegend Verändert" ist ein Klischee, bis es dir passiert. Irgendwie kann ich also nach 8 Jahren etwas an die nächste Generation weiter geben. Auf einmal ist der Papierkrieg ein Visum zu beantragen eine richtige Freude - fast wie ein Gutschein-Geschenk-Karte: "1 ganz neues Leben für ".
Also auf gehts, der aufgeweckteste Holländer wird ausgewählt (früher oder später muss ich mich wohl eh daran gewöhnen Job-Interviews abzuhalten - besser ich fange mit Praktikanten an die NICHT ein Risiko für die Zukunft der Firma darstellen können) und so sind wir also plötzlich zu fünft...