Dienstag, 31. Dezember 2019

Boss (24)

Nun sind wir also nur noch zwei - von zwischenzeitlich mal 5 Leuten sind noch ein Programmierer (ich) und eine ein-Mann Marketing Abteilung übrig.
Allerdings ist die Leistung damit nicht sauber 50/50 aufgeteilt.
Nicht nur das ich ein paar Jahre mehr Erfahrung habe in dem was ich tue, ich arbeite auch deutlich mehr - so zwischen 60 und 80 stunden die Woche, je nachdem wie man rechnet.
Und obwohl unser Produkt besser und besser wird, und der VR Markt kräftig wächst verkaufen wir nicht mehr.
Langsam kriege ich das Gefühl, daß ein Japaner, frisch aus der Uni, vielleicht nicht die Kapazitäten hat, VR Software weltweit zu vertreiben. Zumindest nicht für einen Preis der uns am Leben erhalten würde.
Um so bitterer zu sehen für was für einen Schrott Leute sonst so alles Geld ausgeben - gottseidank hab ich eh kaum Zeit und Geld zum Shopping. Wird man ja nur depressiv.
"Du brauchst einfach jemanden der Leuten gut Zeug verkaufen kann", stimmt mir ein alter Freund zu.
Vielleicht ist es das ja. Und eine Person die sich gut verkaufen kann kenne ich sogar.
Schnell mal ein Telephonat angeleiert. Er ist auch richtig interessiert an der Sache. Könnte er denn bei uns einsteigen?
Nein.
Er hat schon einen Job, und daneben nicht viel Zeit für andere Dinge.
Tja, wer sonst? Inserat? Wo soll ich in Japan einen Marketing Guru finden der sich nicht auf Japan spezialisiert hat und auch bezahlbar ist?









Ausländer in Japan haben die Angewohnheit in "Communities" zusammen zu kleben.
Das liegt of an der Sprachbarriere und kulturellen Unterschieden. Es plaudert sich einfach leichter mit jemandem der fließend Englisch spricht und auch Amerikanische TV Serien guckt und über dieselben Probleme in Japan gestolpert ist - gemeinsames lästern stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
Natürlich gibt es englischsprachige Chat-Groups zu so ziemlich jedem Thema. Naja, zu manchen Themen mehr als andere. Können Sie sich ja denken. Ja, Sie wissen schon worauf die Story hier hinausläuft, also erspare ich mir jetzt die Beichte in welcher dieser Gruppen ich gerade Zeit vertrödelte als mein zukünftiger Marketing-Guru die Frage in Raum warf "kann mir jemand einen Job vermitteln"?
Ich kannte ihn schon. Ich wußte das er freischaffend Online-Marketing macht. Ich wußte daß er Leuten zeug verkaufen kann, weil er mir schonmal Zeug verkaufen konnte.
"Ja, wenn du meine Firma retten kannst", schreibe ich, noch halb im Scherz.
"Kannst du wirklich ein Arbeits-Visum für Japan beschaffen?"
"Die letzten 2 mal hat's jedenfalls geklappt..."
Einen Monat später schickt er mir ein "Pitch Deck" - also eine kurze Powerpoint Präsentation, wie er glaubt unser Produkt an den Mann zu bringen.
Er hat sich wirklich die Mühe gemacht ziemlich genau zu schauen was wir eigentlich verkaufen und hat ein paar gute Ideen. Und überhaupt: alles ist besser als weiter vor sich hin zu siechen und auf den finanziellen Tod zu warten.





Also nochmal den Papier-Krieg ein Arbeitsvisum für einen Ausländer zu beantragen.
Wir planen so einen Monat ein bevor er mit dem Arbeiten anfangen soll.
Zweieinhalb Monate später immer noch keine Antwort vom Amt. Das ist blöd weil ich ihn gerne für die Krankenversicherung angemeldet hätte, aber die schicken mich jedes mal wieder weg. Kein Visum, keine Versicherung. Ich frage mal unseren Buchhalter-Berater.
"Ja, das ist blöd. Die Einwanderungsbehörde ist wohl momentan überlastet".
"Und wie ziehe ich dann den Krankenkassen-Beitrag von seinem Lohn ab?"
"Du darfst ihm überhaupt keinen Lohn zahlen. Das wäre Schwarzarbeit."
"Was? Aber ich kann ihn doch nicht für umsonst arbeiten lassen!"
"Naja, du kannst ihm ja ein Darlehen geben, aber arbeiten darf er dafür nicht."
Ja super, statt Gehalt und Visum hat er jetzt Schulden und kein Visum. Er nimmt das erstaunlich gelassen und beginnt schonmal auf eigene Faust unsere Marketing Strategie zu überarbeiten.
Während ich also noch warte ob ich bald im Gefängnis lande lerne ich mehr darüber wie Facebook und Google dazu verwendet werden können Leuten Zeug zu verkaufen. Beides macht meine Nächte nicht geruhsamer...

Samstag, 30. November 2019

Boss (23)

Die Finanzierung unserer Open-Source Anstrengungen machen wir über "Crowd Funding".
Das funktioniert so:
Leute "versprechen" einen gewissen Betrag beizusteuern, zahlen aber erstmal nichts.
Wenn der versprochene Gesamtbetrag an Tag X über einem bestimmten Limit liegt, zahlen alle und wir kriegen das Geld.
Liegt der versprochene Gesamtbetrag darunter, zahlt keiner und wir kriegen nichts.
Keine Ahnung auf welcher Merkwürdigkeit der menschlichen Psychologie das basiert, aber diese Deadline und "Alles-oder-Nichts" Denken ist wirklich populär. Also spielen wir da auch mir.

Was wir nicht wußten: Leute können bis zum Tag X ihr Versprechen auch wieder zurück ziehen. Und das tun sie auch gerne. Ein besonders lustiger Typ verspricht wiederholt hohe Beträge, nur um Tage später seine Meinung scheinbar zu ändern.
Ich denke schon das muss bewußte Sabotage sein - der wird 5 Minuten vor Schluß wieder abspringen und das ganze Projekt zum scheitern Bringen.
Ich habe also das genaue Gegenteil von einem eBay-"3-2-1-meins"-Erlebnis und bange die letzten Minuten vor meinem Computer Bildschirm. 3... 2... 1... KEINER ABGESPRUNGEN! Wir haben die Sache durchbekommen und einen (kleinen) Batzen Geld für unser Open Source Projekt eingesammelt.






Wir Entscheiden uns allen Leuten die mehr als etwa 10 Euro spenden eine Postkarte zu schicken.
Je höher die Spende desto schöner und aufwendiger die Postkarte.
Natürlich Handgeschrieben, weswegen ich oft Abends dasitze und dieselbe Dankesrede immer wieder abschreiben muß.
Eine überraschend schöne Arbeit. Ich sollte ein Dankespostkarten-Versende-Business aufmachen.




Aber da ist ja noch die Entwicklungsarbeit. Die Teilen wir auf:  ich bleibe bei der alten Produkt-Linie, und Programmierer Nummer 2 im Team kümmert sich um die Open Source Linie.
So kommen wir uns nicht in die Quere. Und wir haben ja noch einen Praktikanten der ihm zur Hand geht.
So kann die Arbeit beginnen und das Jahr relativ positiv zu Ende gehen. Ich lade alle zur Weihnachtsfeier zu mir nach Hause ein, koche Deutsches Essen und jeder kriegt noch ein kleines Geschenk - ein Dankeschön für die Arbeit dieses Jahr.
Über die Feiertage mache ich Pläne fürs nächste Jahr - 2019 starten wir endlich durch! Ich bereite schonmal eine motivierende meine Neujahrs-Ansprache vor.
Programmierer Nummer 2 kommt mir zuvor: er verläßt das Team um woanders zu arbeiten, Tschüss auch.
Was? Aber wir haben gerade erst von vielen Leuten einen Batzen Geld für Open Source Entwicklungsarbeit bekommen. Die können wir doch jetzt nicht enttäuschen! Wir nicht, er schon.
Und der Praktikant? "Also eigentlich habe ich die Stunden schon voll um mein Praktikum Akkreditiert zu kriegen". Moment, da war aber ne ganze Menge nicht-Arbeit dabei! Egal, zählt für die Akkreditierung.
...und das ich dir eine Wohnung bereit gestellt und mich um dein Visum gekümmert habe? Zählt nicht für die Akkreditierung. Zählt gar nichts. Arbeit ist aus, Tschüss Chef.
Also muss ich mich jetzt auch noch um die Open Source Entwicklung kümmern -  die letzen Wochen Zusammenarbeit mit Programmierer Nummer 2 werden in weitgehend in angespanntem Anschweigen abgehalten. Praktikant kommt nur noch einmal vorbei um sein Zeugnis abzuholen.
Das Jahr fängt schonmal gut an.
Naja, dafür sind die Firmenausgaben jetzt deutlich niedriger.


Donnerstag, 31. Oktober 2019

Boss (22)


Wir sind also jetzt frisch gebackener Open Source Entwickler.
Sprich: wir geben nicht nur das Programm für umsonst her, sondern auch den Quellcode.
Das muß den Leuten doch gefallen!
Und vielen tut's das auch. Wir bekommen einen Haufen positiver Kommentare, und langsam kommen auch ein paar Spender zusammen die die Entwicklung unterstützen wollen.
Jeder der mehr als 20 Euro gibt bekommt von uns eine handgeschriebene Postkarte - herzlichsten Dank und viele Grüße aus Japan!


Aber allen gefällt's dann auch nicht.
Manchen ist "alles ist frei" noch nicht frei genug.
Um das nochmal klar zu machen: unser eigener Code ist frei verfügbar.
Wir verwenden lediglich - gezwungenermaßen - die VR Schnittstellen der Hardware Hersteller.
Lässt sich halt nicht verhindern wenn man deren Hardware verwenden will.
Allerdings basiert unser Program halt auf anderer Open-Source Software, und da ist fest gelegt dass auch alle Derivate Open Source sein müssen. Naja sind wir ja auch.
Sicherheitshalber verpacken wir's nochmal getrennt um niemandem auf die Füße zu treten.
Der erste Teil der die Schnittstellen der Hardware Hersteller verwendet ist 100% von uns und Open Source. Verwendet halt "unfreie" Schnittstellen.
Der zweite Teil auf anderer Open Source Software aufbaut verwendet ist auch 100% Open Source und verbindet sich mit dem ersten Teil - wenn der Nutzer das will.
Man muss beide Teile getrennt herunter laden.

Ich bin vielleicht etwas paranoid und pessimistisch das so aufwendig zu trennen, und extra nochmal einen Online-Kurs in Copyright und Software Lizenzen zu absolvieren.
'Etwas' paranoid und pessimistisch.
Besser ich wäre 'etwas mehr' paranoid und pessimistisch gewesen.



Die ersten Nörgler sind schnell zur stelle.
Ich erkläre dass wir nur etwas beisteuern wollen und das absolute Minimum an Geld zum Selbsterhalt sammeln. (Eigentlich ist bald klar dass es nicht mal dafür reicht).
Interessiert sie nicht. Sie nörgeln weiter.
Ich erläutere die Rechtslage.
Glauben sie mir nicht.
Ich weise sie auf genau die Stelle im Lizenztext der Basis-Software hin wo steht dass wir das Recht haben zu tun was wir tun.
Sie widersprechen mir.
Schließlich reicht's mir - wer seid ihr überhaupt!? Anonyme Rechthaber ohne Rechte.
Solange ihr nicht den eigentlichen Autor der Software vertretet könnt ihr von uns mal gar nix verlangen!
Tut ihr das?
Schweigen.
Dann eine Email.
Vom ursprünglichen Autor der Software.
Ihm sei da zu Ohren gekommen dass Leute in der Community "besorgt" seien über das Projekt.
So so, "besorgt" sind sie also?
Hallo Author. Dir hab ich vor einem halben Jahr schonmal geschrieben und dich ausdrücklich  gefragt ob's Probleme gibt mit unseren Plänen.
Damals, du so: ja ja, wie auch immer.
Und wir halten uns auch an die Lizenz. Schau.
Achso, ja dann... aeh... wie auch immer.
...Dankeschön....



Also wieder zurück die Leute zu engagieren die unser Projekt positiv sehen und unterstützen. Kommen ja genug positive Kommentare und Fragen rein. Nur Antworten kann ich nicht mehr. Man hat uns aus dem Forum verbannt.
... Dankeschön auch!

Immerhin war dass das letzte mal das wir von den Entwicklern der Basis-Software gehört haben. Alle unsere Versuche mit ihnen ins Gespräch zu kommen (ob sie nicht etwas von unserem Source Code mal übernehmen wollen - könnte ihnen ja die Arbeit ersparen das später selbst zu schreiben) bleiben unbeantwortet.



Montag, 30. September 2019

Boss (21)

Ich war immer ein grosser Fan von Open Source.
Die Vorstellung auf der Arbeit anderer Programmierer aufzubauen, etwas beizusteuern, sich gegenseitig zu kontrollieren, und die Software an die eigenen Vorstellungen anpassen zu können ist einfach großartig für jeden Bastler.
Ich sage "Vorstellung" weil wirklich an Open Source Projekten teilgenommen habe ich nie.
Meine eigenen Projekte waren immer zu klein und spezifisch als das sie jemanden interessieren würden.
Die größeren Projekte von der Arbeit durfte ich nicht veröffentlichen.
Also habe ich die "Open Source Commmunity" nie kennengelernt.
Sah von außen aber immer toll aus.



Als ich also meine eigene Software veröffentlichen wollte, war ich am überlegen das ganze Open Source zu machen.
Doch könnte ich dann auch davon leben das ganze weiter zu entwickeln?
Es gibt ja genug Firmen die Open Source machen, aber wie machen die das? Und vor allem: wie ist das als einzelne Person.
Also kontaktiere ich erstmal den Autor einer Open-Source Videobearbeitungs-Software die ich gerne verwende - und zu deren Entwicklung ich gerade erst etwas Geld gespendet habe.
Seine Geschichte zwingt mich fast nochmal mehr Geld hinterher zu spenden - er scheint wirklich fast überhaupt kein Geld zu machen, obwohl seine Software wirklich populär ist.
Also ist das keine gute Option - gut dass ich gefragt habe. Mein Source Code bleibt geheim. War wieder nix mit Open Source Community.


Zwei Jahre später - Software und Team sind reichlich gewachsen - und wir diskutieren in welche Richtung wir uns weiter entwickeln wollen.
Wir wollen nicht mehr so abhängig sein von der Basis-Software auf der wir aufbauen und mehr Leute erreichen.
Also schauen wir welche anderen Design-Tools wir unterstützen könnten.
Die nächsten größeren Produkte gehören aber alle derselben Firma von der wir gerade etwa unabhängiger werden wollen. (Hallo? Monopol-Behörde?)
Der Rest ist etwas "Nischen-Software", ... und die eine große Open Source Alternative. Es gibt immer eine Open Source Alternative.
Wäre dass nichts für uns? Klingt schon spannend, aber auch machbar?
Das heißt:
1) Ist das technisch machbar?
2) Ist das finanziell machbar?
3) Ist das zwischenmenschlich machbar?

Um (1) die technische Machbarkeit zu überprüfen, stürzen wir uns einfach mal in den Source Code - ist ja frei verfügbar.
Ist zwar alles nicht ganz so einfach wie erhofft aber nach ein paar Wochen haben wir einen funktionierenden Prototypen. Yay!

Bei der (2) finanziellen Machbarkeit schaut's etwas düsterer aus.
Spenden-basierte Open-Source Entwicklung scheint nichtmal genug abzuwerfen um einen von uns das bescheidene Gehalt zahlen zu können.
Also Alternativen suchen. "Crowd-Funding" ist ein System bei dem Leute für die Entwicklung eines Produktes zahlen, noch bevor die Entwicklung startet.
Kommt nicht genug Geld zusammen, wird das Produkt nicht gebaut. (Und oft genug wird's auch dann nicht gebaut wenn genug Geld zusammen kommt - die Liste der vergeigten oder betrügerischen Crowdfunding Projekte ist lang).
Klingt fair. Nicht wirklich profitabel aber vielleicht tragbar - VR hat zwar nicht viele Nutzer, aber die Nutzer die's hat sind bereit Geld auszugeben.



Die (3) zwischenmenschliche Machbarkeit, also ob unsere Arbeit in der Community anerkannt wird und wir niemandem auf die Füße treten.
Spüren ein paar Leute auf die mal über so etwas irgendwo in irgendwelchen Foren oder Konferenzen gesprochen haben und Kontaktpersonen im Entwickler-Team und kontaktieren sie einfach. Wie geht's denn bei denen voran?
Die Antworten sind meist kurz und abwiegelnd. Jaja, steht auf dem Plan, wird gemacht, aber momentan geht da nichts voran. Keine Zeit, kein Geld, kein Interesse.
Also fragen wir ob das denn willkommen wäre wenn wir uns darum kümmern würden.
Da hören die Antworten auf. Zwar scheint keiner daran arbeiten zu wollen, aber den Ball abgeben will auch keiner. Schließlich fragen wir sogar den berühmten Gründer der Design Software. Direkt: geht das okay?
"Wir sind Open Source - jeder ist willkommen Teilzunehmen und Beizusteuern."
Das reicht uns.
Wir veröffentlichen den Prototypen, starten das Crowd-Funding, und nennen uns ab heute: Open Source Entwickler! Wo bleibt unsere Willkommens-Umarmung?
Ähhh....also...


Samstag, 31. August 2019

Boss (20)

"Und was machen Sie, wenn Google/Facebook/Amazon in ihr Geschäft einsteigt?" ist wohl eine der beliebtesten Fragen potentieller Investoren.
Die richtige Antwort ist: "dann sind wir halt besser". Zumindest war das die richtige Antwort für Google, Facebook und Amazon - alle drei bekannterweise kaum 20 Jahre alt sind und bei weitem nicht die ersten Firmen in ihren entsprechenden Märkten.
Aber die richtige Antwort ist die falsche Antwort - zumindest für Investoren. Investoren wollen etwas handfestes. Ein Patent auf geistiges Eigentum.
Ich habe mich da immer drum gedrückt. Ein Patent ist erstens schwierig und zeitraubend, zweitens teuer, drittens fragwürdig in seiner Effizienz (wie leicht kann die Konkurrenz einfach drum rum bauen?) und selbst wenn man das alles überwunden hat, dann ist es immer noch Spiel für Anwälte und deren überhöhten Gehälter.
Jetzt haben wir aber gerade einen Batzen Geld von der Stadt bekommen - fällt Grund 2 weg.
Dass wir diesen Batzen Geld bekommen haben stand auch in einer Zeitschrift der Stadtverwaltung, also meldet sich ein Herr von einem anderen Teil der Stadtverwaltung spezialisiert auf Kommerzialisierung neuer Technologien und bietet seine Hilfe an. Hätten wir denn was zu patentieren?
...naja, haben wir.





Das kam so dass während eines Meetings mit einem Investor Ideen herum Geworfen wurden. Ideen sind schnell und billig und geben allen Beteiligten Optimismus und Motivation - Feel-Good-Time!
Der Investor wirft in die Runde dass wir Handgesten verwenden können um den Computer zu steuern. Brilliant! Naja, ehrlich gesagt einfach nur "gut", aber wir sind schon etwas Ideen-Trunken und der Mann hat uns gerade einen großen Haufen Geld gegeben.
Der Kater war dann das implementieren zu müssen.
Ich habe keine Ahnung wie man einem Computer beibringen kann Hand-Gesten zu erkennen.
Aber hey, ich lerne gerne. Also stehe ich jeden Morgen eine Stunde früher auf und büffel Online-Kurse über Künstliche Intelligenz. (Morgens bin ich mehr aufnahmefähig).
Eigentlich eine schöne Art den Morgen zu beginnen, und nach ein paar Monaten habe ich auch endlich die durchschlagende Idee, wie ich das hinkriegen kann!
Also programmiert, getestet, verbessert, wieder das Hirn gemartert, programmiert, ... und langsam wird es.


Und jetzt sitzt er uns gegenüber - Mr. O., vom Technologie-Kommerzialisierungs-Office der Stadt Osaka.
Wenn sie sich einen furchtbar netten aber auch furchtbar konfusen alten Japanischen Opa für eine Komödie ausdenken, dann ist er immer noch nur halb so nett, halb so konfus, halb so alt und halb so Japanisch wie Mr. O.
Also: haben wir etwas zu patentieren?
Grund-kein-Patent-zu-wollen Nr 1 ist weg, Nr.2 ist weg und irgendwie Bilde ich mir schon ein bisschen was ein auf meine Erfindung. Nr. 3...
... ääh, ja, wir haben was zu Patentieren.
Prima, da kennt er einen Anwalt!


Also nehme ich mir jeden Morgen eine Stunde Zeit um Patentrecht zu lernen, und jeden Abend ein paar Stunden um eine Japanische Patentschrift aufzusetzen.
Alle paar Wochen ein Meeting.
Hauptsächlich wird in jedem Meeting wieder klar, dass niemand meine Idee versteht. Aber jedes mal finde ich neue Wege das ganze noch einfacher und anschaulicher zu machen, was wiederrum die Patentschrift verbessert.
Es dauert trotzdem fast ein halbes Jahr - und das ist ein Riesen-Problem, denn ein Patent muss man innerhalb eines halben Jahres nach Erfindung einreichen.
Mir schwirrt der Kopf vor all dem Japanisch - meine Studien haben mich weder auf die mathematisch-technische noch auf die rechtliche Verwendung der Sprache je vorbereitet.
Mehr als einmal schaltet sich mein Gehirn während Meetings einfach ab - System Overload.
Glücklicherweise merkt der Japaner in unserem Team das jedes mal und springt schnell in die Bresche.
Am Ende will ich's einfach nur noch von meinem Tisch haben.
Gottverdammt schicken Sie's doch endlich ab! Ich kann echt nicht mehr und hab auch andere Sachen zu tun!
Halt, Moment - da ist noch ein Fehler!
Okay jetzt aber! Raus mit dem Mist!
Halleluja, endlich geschafft.
Ich werde bestimmt so schnell keine Patente mehr anmelden.


Mittwoch, 31. Juli 2019

Boss (19)

Also, was machen wir mit dem Geld dass uns die Stadt netterweise spendiert? Wir müssen etwas aufsehenerregendes machen. Etwas dass uns ins Gespräch bringt - und ein paar neue Kunden durch die Tür. Als erstes machen wir: einen Wettbewerb! Leute sollen zeigen was sie mit unserer Software tollen machen. Das sollen sie auf Facebook und Konsorten herumzeigen. Preis: eine Einladung nach Japan! Da können wir endlich mal unseren Heimvorteil voll ausspielen und bekommen so auch bisschen Face-to-Face Feedback.
Also: ich baue eine "Contest" Version, die es den Teilnehmern einfach macht sich bei der Arbeit zu filmen, und die Marketing-Jungs machen ein cooles Video von Osaka. Was es hier nicht alles zu sehen, zu tun, zu essen gibt. Glücklicherweise sind wir hier nahe an Kyoto dran, also werden die berühmten Tempel und Geishas auch gleich mit-beworben.

Dann wird das ganze Angekündigt und kräftig beworben. Reaktion: stille.
Na kommt schon, selbst ein Gratis-Trip nach Japan kann die Leute nicht motivieren mal ein bisschen was neues Auszuprobieren?! Die Zeit verstreicht und meine schlimmsten Befürchtungen scheinen wahr zu werden: wenn wir so einen großen Event ankündigen und dann keine ernst zu nehmenden Teilnehmer haben, keinen glorreichen Sieger küren können, dann müssen wir der Welt eingestehen das uns keiner haben will. Ist schlimm genug sich mit diesem Gedanken nach jeder Monatsabschlussrechnung im stillen Kammerl in den Schlaf zu weinen. Immerhin hat unser Branding nicht darunter gelitten. Aber jetzt?




Ich feuere mein Team an sich extra gut um die wenigen Teilnehmer zu kümmern und die zu ermutigen extra arbeit rein zu stecken! Leider sind die Teilnehmer alle besser im reden (und sich anfeuern lassen) als darin sich wirklich mal hinzusetzen und etwas zu machen. Wir verlängern sogar die Deadline noch etwas, aber irgendwann muss Schluss sein...
Der Laden um die Ecke hat neuerdings einen Bananen-Milch-Cocktail. Sowas wie einen White Russian, nur halt mit Banane. Riecht genau so wie die Bananen-Milch die ich oft während unseren Meetings trinke. Nun haben wir das Meeting in dem wir aus den wenigen Einsendungen den Besten aussuchen müssen. Na, auf geht's Jungs, zeigt was wir haben.... nee, also der schonmal nicht!
... nee, bitte...
... ich brauch nen Schluck Bananen-Milch... ahh...
... der nächste hat mit unserer Software ein Modell von Osaka Castle gebaut. Das ist immerhin ein netter Gag. Das Modell selbst besteht aber nur aus ein paar groben Blöcken.
... der nächste hat sogar ziemlich gute Arbeit geleistet. Leider ist das genau jener Holländer den wir erst vor ein paar Monaten eingeflogen haben damit er uns mit seiner Expertenmeinung weiter hilft. Wenn er jetzt gewinnt kriegen wir nicht nur kein neues Feedback, es riecht auch arg nach Vetternwirtschaft und zeigt der Welt wie wenige Fans wir haben. Also: doch die Osaka Burg?
Einen haben wir noch? Gut, zeig her.



5 Jahre habe ich mittlerweile an dieser Software gearbeitet (wenn auch immer wieder mit anderem Fokus und Zielsetzung). Irgendwie schon wie mein Kind. Mein kränkliches, von der Welt verabscheutes Kind. Das nun in die Hände eines Mannes gefallen ist, der sie so sehr lieben muss wie ich. Es ist einfach unfassbar was er damit geschaffen hat. Er hat ein solches Meisterwerk aus der Software heraus gekitzelt, dass sogar ich noch etwas lerne!
Wer ist der Kerl?! Ein Franzose? Natürlich ein Franzose - den besten Liebhaber den ein Papa sich für seine Software wünschen kann! Der Contest ist Entschieden! Bitte, sei mein Schwiegersohn und komm' zu uns nach Japan! Mein Gesicht ganz rot vor Freude! vor Erleichterung! vor Begeisterung! vor neuem Optimismus! (vor Bananenmilch)! Kanpai!



Sonntag, 30. Juni 2019

Boss (18)

Unsere Investorin will mal wieder dass wir uns für öffentliche Gelder bewerben.
Ist mir eigentlich nicht recht - solche Bewerbungen kosten viel Zeit und ob man unter den zahllosen Bewerbern dann ausgewählt wird ist mehr als fraglich - vor allem wenn man so eine kleine Möchtegern Firma ist.
Aber man kann auch schlecht seinen Investoren sagen: "Danke fürs Geld, jetzt lasst uns in Ruhe".
Also füllen wir erstmal die Form aus und werden immerhin für ein Gespräch eingeladen.
Es ist eine lokale Subvention der Stadt Osaka die hier örtliche Innovation fördern will und dabei auch mehr weltweite Aufmerksamkeit erhofft.
Mein Japanischer Team-Kollege hat das Formelle im Griff, also kann ich mich aufs "Einschmeicheln" konzentrieren.
Ich erzähle wie ich wärend meiner Zeit in Nara jedes Wochenende nach Osaka gefahren bin und mich in die Statdt verliebt habe.
Wie ich mich nach dem Abschluss gegen Tokyo und für Osaka entschieden habe, obwohl in Tokyo die Gehälter viel besser wären.
Wie unserer Technologie einem 3D-Designer mit Handgelenks-Schmerzen geholfen hat wieder Freude in seiner Arbeit zu finden, und wir ihn dann nach Osaka eingeladen haben.
Wir stellen unseren Plan vor, noch mehr Designer nach Osaka einzuladen und tolle Videos mit ihnen zu machen, die Weltweite Aufmerksamkeit erlangen werden (würden wenns nach uns ginge).
Und tatsächlich: wir kommen in die Auswahl-Runde!



Dieses Subventions-Dingen hat einen besonderen Twist: Erhalt des Geldes ist daran geknüpft eine bestimmte Anzahl "Fans" zu begeistern.
Und woran werden "Fans" gemessen? Facebook Follower. Willkommen im 21.Jahrhundert.
Und wie viele brauchen wir? Das Ziel müssen wir uns selbst stecken. Willkommen in Behörden-Denkweise - wir stecken unsere Ziele selber ohne Vorgaben.
Also sagen wir: wir wollen die 1000 Fan-Marke knacken. Dazu fehlen uns 200 Leute. Das ist ambitioniert genug um nicht frech zu sein und halbwegs realistisch. Wir haben ja einen Monat zeit. Ja, die neuen Fans müssen alle in dem einen Monat kommen. Nicht davor, nicht danach.
Unser Plan:
1) Wir hören auf Updates und Videos zu veröffentlichen, gehen auf Schleichfahrt
2) Wir geben unserer Software eine neue Versionsnummer (normalerweise gehöre ich zu den Leuten die alle neuen Features sofort zugänglich machen wollen, also ist die letzte 2.0 Version und die erste 3.0 version fast identisch).
3) Wir produzieren ein dickes Lauch Video.
4) Wir warten auf den Stichtag.
Stichtag. Ein schöner Montag Morgen um ein Video hochzuladen und auf Facebook ein paar Gruppen zu informieren dass wir jetzt "3.0" haben, und all unseren Freunden zu sagen sie sollen unsere Facebook-Page "liken".
Dann haben wir ein Meeting mit den Subventions-Leuten. Die haben ein bisschen sorgen dass wir die Ziele etwas hoch gesteckt haben.
Mein Handy hört das Summen nicht auf, also schalte ich Notifications irgendwann ab. Kann mich aber trotzdem nicht beherrschen immer wieder zu spicken. Bis zum Ende des Meetings haben wir 50 neue Follower. Die geplanten 200 haben wir am nächsten Morgen zusammen. Bis zum Ende des Monats schießen wir noch deutlich über unser Ziel hinaus.
Dazu lasse ich doch mal die Korken knallen. Wörtlich. Ich kaufe eine Flasche Sekt zum feiern und dem Team zu danken.
Das Team besteht aus Nerds die für Sekt nichts übrig haben - da wird nur genippt und dann heim gegangen um Videospiele zu Spielen. Ich verteile den Rest-Sekt unter anderen Leuten im Shared Office, vor allem mir selbst.


Freitag, 31. Mai 2019

Boss (17)

Mittlerweile bin ich vom Visums-Empfänger zum Visums-Sponsor geworden. Als Arbeitgeber gebe ich jetzt die Arbeitsstelle die anderen ihre Aufenthaltsberechtigung in Japan stellt. Interessant den Papierkrieg von dieser Seite auch mal kennen zu lernen. Interessant und nervig.
Auch werde ich vom vorlesungs-besuchenden Student zum Vorlesenden. Eine örtliche Uni läd mich und einen anderen Entrepreneur ein über Unternehmertum zu referieren. Eigentlich habe ich keine Zeit aber so ein bisschen Geld macht sich gut in der Buchhaltung. Und so kann ich die nächste Generation warnen diesen Mist auf keinen Fall zu probieren. Finger weg von Drogen und Start-Ups Kinder! Wobei, Drogen sind nicht so schlimm glaubich. Scheinbar ist meine Message nicht negativ genug - einer der Studenten kommt nach dem Vortrag zu mir und fragt ob wir nicht ein Praktikum anbieten würden. Er ist Holländer, ein aufgeweckter Bub. Würden wir ein Praktikum anbieten? Er macht einen guten Eindruck... Ja, warum nicht. Unbezahlte Arbeitskraft, hehehe, kann nicht viel Schief gehen. Prima! Seine Uni meldet sich dann bei mir um zu evaluieren ob die Firma qualifiziert ist, Hollands junge Hoffnungsträger zu unterweisen. Aeh, was? Mist. Dann wird ja bald raus kommen, das "der Deutsche und seine zwei Hanseln" keine richtige Firma sind.



Die Uni schickt mir also ein gutes Duzend Emails und ruft zweimal an. Ich erwarte dass sie mir bald sagen dass das sie mir keinen Studenten anvertrauen werden.
Sie melden sich wieder und sagen mir dass sie mir gerne noch 8 weitere Studenten anvertrauen würden.
Was?
Acht Informatik-Studenten sollten eigentlich ein Praktikum bei einer Firma in Tokyo absolvieren, aber die Firma ist in letzter Minute abgesprungen. Könnte ich da nicht einspringen? Wir sind nur drei Leute und haben schon einen Praktikanten. Naja, einen können wir vielleicht noch...
Ja gut dann schicken sie mir mal die Lebensläufe und wir verabreden Skype-Interviews damit ich mir den besten aussuchen kann...




Plötzlich bin ich in der Situation Job-Interviews abzuhalten. Was frage ich denn da? Da habe ich mir ja was schönes Eingebrockt mit meinem Vortrag.
Dann erinnere ich mich wieder dass ich vor 8 Jahren selbst mit einem Praktikum zuerst nach Japan gekommen bin. "Hat mein Leben grundlegend Verändert" ist ein Klischee, bis es dir passiert. Irgendwie kann ich also nach 8 Jahren etwas an die nächste Generation weiter geben. Auf einmal ist der Papierkrieg ein Visum zu beantragen eine richtige Freude - fast wie ein Gutschein-Geschenk-Karte: "1 ganz neues Leben für ".
Also auf gehts, der aufgeweckteste Holländer wird ausgewählt (früher oder später muss ich mich wohl eh daran gewöhnen Job-Interviews abzuhalten - besser ich fange mit Praktikanten an die NICHT ein Risiko für die Zukunft der Firma darstellen können) und so sind wir also plötzlich zu fünft...


Dienstag, 30. April 2019

Boss (16)

Die Flaute hört nicht auf.
Jede neue Markting Strategie, jedes neue Announcement, jedes neue Produktvideo - wieder Hoffnung auf den Durchbruch. Wieder Enttäuschung auf dem Konto.
Nicht das wir keine Reaktion kriegen würden. Reaktion kriegen wir. Sehr gute sogar. Nur halt nicht von Leuten die Kunden sein könnten. Wir sind aufs Feld getreten um mitzuspielen. Jetzt sind wir das Maskottchen geworden. Nein Danke, Ermutigungen und Ermunterungen kann man nicht essen.
"Deine Firma ist soo cool! Wir haben da diesen Start-up Contest! Da musst du unbedingt dabei sein!"
Ja, klar, sobald ich aufhöre Geld aus allen Körperöffnungen zu bluten. Naja, ist ja erst in ein paar Monaten. Bis dahin wird das neue Produktvideo an dem wir gerade arbeiten bestimmt die Lage verbessern. Also mal in die Liste eingetragen. Kann ja notfalls einfach nicht hin gehen.
Dann ist der Tag da und das neue Produktvideo hat mal wieder überhaupt nichts erreicht. Also gehe ich nicht hin.
"Wo bleibst du denn? Wir fangen an!!"
Oh, muss ich wohl vergessen haben, sorry. Jetzt bin ich wohl zu spät, was? Kann man nichts machen, schade, Tschüss.
"Nein, wir warten auf dich! Schnell, komm her!"
Ach Mist. Naja, lass ich mich halt in der Vorrunde rausschmeißen. Vielleicht kann ich zum Mittagessen wieder an der Arbeit sein.
Ich gebe die uninspirierteste Präsentation meines Lebens. Null Vorbereitung, und der Enthusiasmus sackt sogar in den negativen Bereich.
Sie werfen mich natürlich nicht raus. Bin ja das Maskottchen.
Dreck.
Sie bringen uns in den Raum in dem der "Main Event" stattfinden wird. Mit Publikum. Großem Publikum. Ohhhhh Dreck. Rausfliegen ist eine Sache, aber in einem Saal voller Menschen...
Ich muss zumindest schnell einen gescheiten Pitch schreiben. Also schaue ich mir (zum erstem mal) die Website für diesen Event an. In den 40 Minuten die mir bleiben tippe ich auf meinem Smartphone einen Vortrag und versuche ihn auswendig zu lernen. Zeit ist um!



Thema dieser Show ist "in den Ring steigen". Es treten immer zwei Jungunternehmer gegeneinander an und versuchen ihre Firma besser darzustellen als die Konkurrenz. Dafür haben sie extra einen Boxring aufgebaut. Mann, ich wünschte ich dürfte wirklich mich wirklich einfach prügeln. Wenigstens sind die Vorträge alle auf Englisch. In Japan heißt das: Heimvorteil!
Dann legt mein Kontrahent los. In 6 Jahren hier habe ich keinen Japaner so sauberes und akzentfreies Englisch sprechen hören. Heimvorteil für den Arsch. Natürlich ist seine Firma auch viel größer und Erfolgreicher als meine. Aber ehrlich: weniger Erfolgreich könnte er auch nicht sein.
Ich versuche mein Bestes um wenigstens auf der "Leidenschaft und Vision für die Zukunft" Skala zu punkten.
Tatsächlich komme ich damit gut an. Erster Knock-Out. Weiter in die zweite Runde. Wollte ich überhaupt eine Runde weiter kommen?

Die zweite Runde ist auch schon das Finale in meiner Gewichtsklasse (nach Firmengröße - wobei ich glaube dass die Veranstalter mein Stammkapital falsch eingeordnet haben um mich überhaupt mitmachen lassen  zu können. Osaka ist halt nicht so ein heißes Start-Up Pflaster. Da muss man nehmen wen man kriegen kann.
Mein neuer Kontrahent entwickelt eine Smartphone App. Ha, wie langweilig. Da kann ich bestimmt mit meinem VR-Zeug Eindruck schinden! Das Problem ist, dass ein Smartphone in die Hosentasche passt und jeder eines dabei hat - und er eine Live-Demonstration auf der Bühne durchziehen kann. Nja, das war's wohl. Aber bevor ich rausgeworfen werde gebe ich dir noch einen Nierenhaken, Freundchen! Ich weise freundlich darauf hin, dass sein Service auf der Liste der Dinge seht, die vermutlich bald von einer Künstlichen Intelligenz erledigt werden kann (zu diesem Zeitpunkt ist das angeblich fast alles). Mein Start-Up dagegen ist für kreative Schöpfer, und Kreativität - dass wird für immer dem Menschen vorbehalten sein!
Selber weiß ich leider zu viel über KI um zu wissen dass das so nicht passieren wird.
Aber das Publikum und die Ringrichter nicht. Knock-out! Mein Maskottchen-Kostüm hat Stahlhandschuhe!

Irgendwie habe ich es geschafft mit Null Vorbereitung und einer scheiternden Firma der Fliegengewichts-Unternehmer-Champion von Osaka zu werden. Kannst du gar nicht ausdenken.
Und jetzt?
Jetzt schicken sie mich zur Weltmeisterschaft! Nach Portugal! Ich wollte heute noch nicht mal mein Haus verlassen (was ich auch geschafft hätte wenn sie mich nicht quasi genötigt hätten). Jetzt gehe ich nach Portugal. Zusammen mit dem Schwergewichts-Champion. Der ist übrigens Schwede.
Japan, du mußt mal aufhören Ausländer als Maskottchen vorn aufs Spielfeld zu stellen.

Sonntag, 31. März 2019

Boss (15)

Und während die Visums-Frage auf dem Amt bearbeitet wird, wird mit den neuen Finanzmitteln fleißig an der Firma weiter gearbeitet. Ein alter Bekannter aus Forschungs-Zeiten erzählt von einem seiner Studenten der gerne bei so einem Start-up wie wir eines sind anheuern will. Nach einem Treffen und Abendessen steht fest: ja, der passt zu uns. So sind wir also nun zu dritt.
Dazu meldet sich der Bär wieder. Der Bär veranstaltet jedes Jahr eine Haus-Messe. Ob wir das nicht ausstellen wollen. Wollen wir schon, ist aber sau-teuer. Ein paar tausend Öcken für einen Tisch. Naja, wenn sie die Pätze nicht voll kriegen könnten sie uns einen Platz für billig-bis-umsonst geben. Wirklich? Wirklich!
Uns passiert das auch? Es passiert. Wir gehen nach Tokyo und zeigen unsere Software auf deren Messe. Die Gäste sind alle sehr interessiert, wenn auch etwas zurückhaltend. Naja, braucht halt etwas.
Überhaupt braucht das mit dem Verkauf länger als gehofft. Langsam macht mir das sorgen.
Doch viel Zeit für sorgen habe ich gerade nicht. Der Bär wieder: die Entwickler der Software auf der unsere Technologie aufbaut sind gerade in Japan. Wollen wir die nicht kennenlernen? Wollen wir schon, aber um die Zeit haben wir halt schon andere Verabredungen. Aber entgehen können wir uns die Gelegenheit auch nicht. Also renne ich von unserer Verabredung direkt zum Busbahnhof und nehme den Nacht-Bus, wieder nach Tokyo, führe unsere Technologie den Basis-Software-Managern vor. Die sind nicht schlecht erstaunt. Noch mehr erstaunt sind sie als sie hören dass mich der Trip nach Tokyo nur 40 EUR gekostet hat. Hin-und-Rück. Noch mehr erstaunt sind sie als sie unsere Kundenzahlen hören. Diesmal ist es das falsche "erstaunt". Mist. Ich lungere noch den ganzen Tag in der Lobby herum, arbeite im Starbucks, in der Hoffnung dass ich sie nochmal abfangen kann. Aber die kommen nicht mehr. Also im Nacht-Bus zurück nach Osaka.
Mittlerweile ist auch das Visum fertig - ich kriege den vollen Sündenerlass! Statt verhaftet und abgeschoben werde ich offizieller "Business Manager". Niemand fragt mehr ob es okay war als Austausch-Student eine Firma zu gründen.
Es scheint fast als ob alles endlich richtig zu laufen beginnt. Alles, bis auf den Verkauf. Dummerweise ist dass am Ende des Tages das einzige was für eine Firma entscheidend ist...


Meinen Weihnachts-Urlaub kann ich dieses Jahr nicht wirklich genießen. Ich verstecke mich im Gym. Schmerzen in den Muskeln vertreiben die schleichende Panik die sich wie einen Schatten um mein Genick legt. Ich habe gerade Zweihunderttausend von gutherzigen Investoren angenommen, denen ich versichert habe dass ich dieses Unternehmen in einen Erfolg verwandeln kann. Jetzt ist jeder Tag ohne gute Nachrichten (ich kriege nach wie vor jeden Verkauf per Email benachrichtigt) ein schlechter Tag. Noch schlechter die Tage mit schlechten Nachrichten, und davon gibt es mehr. Der Winter wird ein einziger Marathon der Produkt-Verbesserung. Ich weiss schon gar nicht mehr was ich früher an Wochenenden gemacht habe. Samstag ist der Montag an dem ich Zuhause arbeiten darf. Sonntag ist Freitag an dem ich die schnauze voll vom Zuhause-Arbeiten habe und mich wieder aufs Office freue.



Wir brauchen einen neuen Plan. Nach einer Beratung mit einem unserer Investoren beschließen wir: wir machen einfach ein Partnership mit einer Kunden-Firma! Die Firma darf unsere Software umsonst verwenden, und wir werden Tag und Nacht ackern um alle deren Wünsche zu erfüllen. Danach werden wir dann etwas haben dass fuer diese Firma passt, und das können wir dann einfach zum nächsten Kunden tragen! Prima Idee! ...finden wir. Keine andere Firma findet das eine gute Idee. So finden wir keine Firma die unser "Partner" sein will, egal wie einseitig wir die Konditionen machen.
Na gut, dann machen wir halt dieses Partnerschafts-Dingen mit einem freischaffenden Designer! Er darf kostenlos unsere Software verwenden und sich alles von und Wünschen was er an Verbesserungen will.
Wir finden keinen der will.
Am Ende bezahlen wir einen Designer damit er unsere Software verwendet und uns sagt wo's noch hakt.
Mit der Kraft der Verzweiflung schlucke ich den letzten Rest Stolz den noch hatte.
Ein paar seiner Vorschläge sind tatsächlich gute Vorschläge, aber über weite Strecken arbeitet er einfach so ineffizient, dass unsere Software da auch nicht helfen kann. Am Ende stehen wir nicht viel besser da als davor. Verbessertes Produkt dass sich immer noch nicht verkaufen laesst. Aber wir haben ja noch Geld, und Geld ist Zeit. Zeit in der wir nochmal etwas neues probieren können. Nur... was?


Donnerstag, 28. Februar 2019

Boss (14)

Einen neuen Anwalt (der alte hat sich ja durch monatelanges nichts-tun qualifiziert) habe ich schon vor dem Heimaturlaub gefunden und angewiesen den Umbau der Firma von einer GmbH zu einer AG vorzunehmen. Das passiert also in meiner Abwesenheit - alle Stempel-Drückereien habe ich von vor dem Abflug erledigt. Rechtlich gesehen wird dazu tatsächlich die Firma kurzfristig aufgelöst und sofort neu gegründet. Das wird dann in einer speziellen Zeitung veröffentlicht, damit alle die noch etwas von der Firma wollen (für gewöhnlich: Geld) noch Zeit haben Einspruch einzulegen. Das erste (und in gewisser Weise letzte) Mal dass meine Firma also in der Zeitung steht ist, dass sie dicht macht. Zu irgendeinem Zeitpunkt ist meine rechtliche Bindung an Japan fast null: kein Studienplatz, und für einen Tag auch keine Firma. Hätte ich hier die Ausfahrt nehmen sollen? Hätte ich die Firma in Deutschland neu gründen sollen? Aber ich habe noch ein Team dort, und Freunde, und Investoren die mir Geld geben wollen, und eine Wohnung - die jetzt auch die Wohnung meiner Firma ist. Also wird der (Rück-)Spung gewagt und der Rückflug wird gebucht. Der Rückflug zum Rückflug (also nach Deutschland) erst wieder im Dezember. Ich habe kein Visum bis dahin. Ich habe nicht mal genug Geld um bis dahin dort Leben zu können. Ich drücke auf den "Flug Buchen"-Knopf wie auf den Zünder einer Zeitbombe.
Am Flughafen erzähle ich mal nicht dass mein Studium schon vorbei ist. Dafür sage ich dass ich die Arbeitsstelle für mein nächstes Visum schon habe. Ist nicht gelogen, nur weiß ich halt leider auch dass die gerade frisch umgegründete Firma bis dahin schon insolvent sein wird wenn nichts passiert.
Es muss einfach was passieren!
Zurück an die Arbeit.



Zwei Investoren habe ich ja schon aber weder ich noch Die scheinen der ganzen Kiste so recht zu trauen. Immer neue Fragen, immer neue Reifen durch die ich springen soll. Der eine Investor will dass ich nochmal meine Firma pitche, damit wir weitere Investoren finden - wohl auch um ihn selbst zu beruhigen, dass er nicht der einzige Spinner ist der Potenzial in uns sieht. Ist er aber.
"Ich glaube nicht dass Sie das Zeug haben eine Multi-Millionen-Dollar Firma zu leiten.", sagt mir Mr. U██ einer der potentiellen Investoren ins Gesicht.
Ich sage nichts. Eine Multi-Millionen-Dollar Firma liegt so weit jenseits meines Denk-Horizonts dass ich das tatsächlich auch nicht glauben kann.
Ich gehe zum Entspannen (Stressabbbau) ins Fitness-Studio. Als ich gerade die Bein-Quetsche bearbeite bekomme ich Email. Mr. U██ will sich doch mit einer kleinen Summe an meiner Firma beteiligen. Wie klein? Etwa 10.000$. Was manche Leute so als "kleine Summe" bezeichnen... denke ich und klemme wieder die Schenkel zusammen. Wenige Tage später kommt noch jemand mit einer "kleinen Summe". Jetzt sind es also schon vier Investoren. Viel ruhiger macht mich das nicht - im Gegenteil. Es wird klar, dass die Vier sich gegenseitig als Versicherung sehen. Wenn einer es sich anders überlegt  kann das ganze Kartenhaus zusammenfallen.



Einer der Investoren (der mit der meisten Erfahrung) stiftet den Vertragstext und rät mir einen Anwalt zu konsultieren. Tue ich, auch wenn mir selbst nicht klar ist warum - ich fühle mich nicht in der Position viel zu verhandeln. Ich weiß nicht wie ich meine Miete für den nächsten Monat zahlen soll.
Der Anwalt erklärt mir dass ich an dem Vertrag hier und da noch etwas mehr für mich rausholen könnte. Danke, aber 200.000 Dollar auf dem Firmenkonto sind genug für mich. Kaum habe ich die Kanzlei verlassen hat die Freude ein Ende: die Dame von D████ Schwerindustrie will nochmal eine Neuregelung der Aktienverteilung weil sie da von einem Steuersparprogramm gehört hat. Ich bitte höflich darum zu so einem späten Zeitpunkt nichts mehr an der Aktienverteilung zu ändern. Das kriegt sie in den falschen Hals. Es kostet eine Woche und eine lange Aussprache beim Abendessen bis die Beziehung wieder gekittet ist. Die Umverteilung will sie trotzdem.
Also nochmal den Anwalt zurückgepfiffen und zu allen Investoren den neuen Deal schmackhaft gemacht. "Da gibt es so ein Steuersparprogramm...".
Investor Zwei: "Oh, dann andere mal den Namen auf dem Vertrag von meiner Firma auf mich."
Investor Drei: "... ich glaube das Investment wird dann von ... meiner Frau kommen *ahem*."
Investor Vier: "Hey, ich war damals Mitglied in dem Komitee dass diesen Steuer-Deal ausgearbeitet hat! Jetzt kann ich das zum ersten mal selber machen!"
Ich komme mir langsam verarscht vor, aber drucke einfach nochmal alle Verträge neu aus - um x-ten mal. Langsam werde ich Meister in der Kunst des Vertrags-Bindens - ein spezieller Vorgang der verhindern soll dass nachträglich etwas am Text verändert wird. Am Ende wird dann trotzdem nochmal etwas nachträglich am Text geändert weil ein Tippfehler drin war. Der Anwalt wird das einfach mit Bleistift nachbessern. Soviel also dazu.


Dann sind die Dinger draußen. Bleibt nur noch zu warten - wird das Geld wirklich irgendwann kommen? Es ist der 30. August. Später Vormittag. Ist das Geld vielleicht schon auf dem Konto?

Ich brauche eh mal dringend einen Haarschnitt, und auf dem Weg zum Friseur komme ich ja gleich bei der Bank vorbei - Online-Banking ist hier nicht: ich muß schon das Sparbuch mit zur Filiale nehmen. Der Automat druckt brzzz brzzz neue Zeilen in das Büchlein.
Spuckt es wieder aus.
Vier neue Einträge.
Ich sitze unter dem brzzz-brzzz Haarschneider und langsam sickert es in mein Gehirn.
Ich hab's geschafft.
Ich hab's wirklich geschafft.
Oder?
Ich habe noch nie so viel Geld auf dem Konto gehabt.
Gut, man kann immer sagen: ist ja nicht mein Geld.
Aber selbst wenn es mein Geld wäre, ich würde es für nichts anderes ausgeben als das.
Ich habe eine echte Firma. Mit echtem Geld. Echten Investoren, und bald auch echten Angestellten.
Zeit zur Einwanderungsbehörde zu rennen und klarzumachen dass ich kein Student mehr bin.


Mittwoch, 30. Januar 2019

Boss (13)

Das Studium geht dem Ende entgegen. Die letzten Änderungswünsche an der Doktorarbeit werden eingebaut. Die letzten Präsentationen gehalten. Der letzte Papierkram erledigt.
Nebenbei muss ich mir schonmal Gedanken machen, wie es danach mit meiner Aufenthaltsberechtigung aussehen wird. Wäre ich Angestellter, würde sich meine Firma darum kümmern. Aber ich bin selbst die Firma. Dafür gibt es ja ein spezielles Manager-Visum.
"Das geht aber hier nicht", sagen mir die Vermieter von meinem Office.
Was?!
"Die Einwanderungsbehörde vergibt das Visum nicht, wenn der Firmensitz ein Shared-Office ist".
Glaube ich nicht. Rufe da später mal an.
"Nein, also so eine Regel in dem Sinne gibt es nicht", sagt der Beamte.
Na also. Mit Erleichterung wieder ins Office.
"Wir haben da vorhin angerufen und uns wurde gesagt dass es ganz sicher nicht akzeptiert wird".
Ja was denn jetzt? Mir wurde gesagt so eine Regel gäbe es nicht.
Bin ich zu blöd zwischen den Zeilen zu lesen? Was soll ich den tun? Ein nicht-shared Office kann ich mir nicht leisten - selbst wenn ich einen Vermieter finden wurde der einem Studenten Büroräume   vermietet.
"Ändere doch einfach die offizielle Firmenadresse auf deine Wohnung. Du kannst das Shared Office ja weiter verwenden."
Das ist ja noch dubioser! Eine Firma in der Wohnung der Geschäftsführers?
Noch dazu ist der Mitvertrag als Privatwohnung ausgelegt. Gewerbliche Nutzung untersagt.
Also zum Makler gehen und fragen ob man da nicht was drehen kann. Weil: wenn ich abgeschoben werde kann ich die Wohnung auch nicht mehr mieten.
Der Mann ist sehr hilfsbereit. Ich kriege den Verdacht er hat keinen Bock einen neuen Mieter zu suchen. Hoffe das sagt nichts über die Bausubstanz des Gebäudes aus.
Nach ein paar Telephonaten steht der Deal: ich überweise dem Vermieter privat die Mehrwertsteuer (auf Büroräume muss man Steuern zahlen) und bekomme dafür einen Schrieb dass ich die Wohnung als Firmenadresse nutzen darf.
Ja, das wird das Immigrationsamt bestimmt akzeptieren - aber Shared Offices nicht. Selbst die ungeschriebenen Regeln sind noch saublöd.
Aber naja, ich muss die Firma ja eh von GmbH nach AG umgründen um Investitionen annehmen zu können. Da kommt der Adresswechsel gratis.


Als ich in Deutschland mit dem Studieren angefangen habe hieß dass erstmal nur: in der Schlange stehen und Papiere jonglieren. Außer den Einschreibungs-Formalitäten war da nicht viel zeremonielles außer "da ist dein Studienbuch NÄCHSTER!".

Als ich meinen Master in Japan angefangen habe, durfte ich Zeuge einer ganz anderen Universitätskultur werden.
Es wurde eine große Show gemacht. Ein traditionelles Japanisches Theaterstück wurde aufgeführt. Der Präsident gab eine Rede. Der Bürgermeister war da. Alle sind wir aufgestanden und haben der Nationalhymne gelauscht. Und dann der Hymne der Universität (ja, die hat ihren eigenen Song).

Als ich den Master abgeschlossen habe und den Doktor angefangen habe, habe ich den Fehler gemacht, das zum Halbjahr zu machen (wenn man's halt auch so eilig hat fertig zu werden...). Also fiel die Feier deutlich kleiner aus. Immerhin kam der Präsident und Überreichte mir meine Urkunde. Das Konsortium aus Professoren verneigte sich tief und ich verneigte mich tief, guckte ein paar Sekunden auf den Streifen Klebeband unter meinen Füßen mit dem man uns geleitet hat wo wir uns verneigen sollten.

Als ich meinen Doktor fertig hatte war sogar ein Viertel-Jahr. Naja, vielleicht schickt mir der Präsident wenigstens eine Email...
Tut er nicht. Der Bär schickt mir eine Email. Zur Wiederholung: der Bär ist die große große Firma die meinen Erfolg oder Untergang bedeuten kann. Diesmal sieht's mehr nach "Erfolg" aus: ich werde nach Tokyo eingeladen. Man will mich da ein paar Leuten vorstellen. Selbstverständlich gehe ich nach Tokyo! Wann denn? Am Tag meiner Abschlußfeier.
...
-naja, der Bürgermeister wäre ja eh nicht gekommen.
Und so sitze ich in einem Restaurant in Tokyo und werde gefragte: "sagen Sie mal, wann sind Sie eigentlich mit dem Studium fertig?". Ich schaue auf die Uhr. "Ungefähr gerade jetzt".



Zu meinem Stipendium habe ich einen Rückflug spendiert bekommen. Im Februar habe ich bei einem Pitch-Contest einen Rückflug gewonnen. Ob "aus Japan zurück" oder "nach Japan zurück" stand nicht dabei. Ich könnte natürlich beide Flüge sausen lassen, aber ich war schon seit über 5 Jahren nicht mehr im Sommer in Deutschland. Hole mir erst mal einen harten JetLag: fühlt sich an als ob es 9 Uhr Abends ist, kann aber nicht sein - es ist noch Taghell draußen. Blick auf die Uhr: es ist 9 Uhr Abends. Ist nur noch hell draußen. Verrückt, dieses Deutschland.

Als nächstes hole ich so viel wie möglich aus meinem Besuch raus. Ich besuche die örtliche Niederlassung des Bären und zeige mein Produkt. Kommt gut an.
Als nächstes hole ich mir Feedback und Tipps von einem alten Bekannten, der ziemlich genau in der Zielgruppe meiner Software sitzt. Er will Sushi essen gehen. All-you-can-eat.
Als nächstes hole ich Zeit mit der Familie nach. Die will Zuhause Sushi kochen. Wir machen versehentlich natürlich viel zu viel.
Ich hole mir einen Sushi-Schock, dann stelle ich fest dass das das erste Sushi war das ich dieses Jahr gegessen habe (war immer zu wenig Zeit und Geld). Okay, jetzt reicht's mir auch für den Rest des Jahres. Hat sich mein Deutschland-Urlaub schon gelohnt. Jetzt erstmal in den Biergarten.