Dienstag, 27. Februar 2018

Boss (2)

Das Konzept für die Firma ist bald gefunden. Nach der Lektüre eines Buches für Angehende  Unternehmer Millionäre und durcharbeiten der Check-Liste für geniale Geschäftsideen ist klar:
ich muss einfach den Prototypen den ich für meine Forschung baue bis zur Marktreife voran bringen. So kann ich meine Zeit in der Uni auch gleich doppelt produktiv nutzen, und Interesse an der Materie ist auch genug vorhanden.
Doch das bringt ein neues Problem auf den Plan:
Um auf diesem Wege zum Boss zu werden muss ich erstmal mit dem Boss sprechen.
In diesem Fall ist Boss der Professor. Wenn der nicht will, kann der ganze Plan im Rohr krepieren. Dann muss ich die Uni verlassen bevor ich überhaupt eine Firma Gründen kann - was heisst dass ich wieder arbeiten müsste um mich über Wasser zu halten. Was heißt dass ich keine Zeit mehr hätte eine Firma zu Gründen...
Also muss der Professor zustimmen!




Drei Tage lange gehe ich das Gespräch in meinem Kopf durch. Ich reserviere mir dafür jeden Tag eine Stunde Zeit. Immer wieder sehe ich mich in sein Buro gehen, mich hinsetzen, meine Rede halten. Es ist vermutlich das Gespräch dass ich am häufigsten in meinem Leben geführt habe - noch bevor ich es je wirklich geführt habe. Der Professor in meinem Kopf kommt mit allen Einsprüchen die ich mir vorstellen kann. Drei Tage lang finde ich die besten Antworten. Verwerfe Argumente, finde neue Wege meinen Standpunkt zu vermitteln. Dann fühle ich mich bereit, mich der Realität zu stellen!


Ich weiß nicht zum wievielten mal ich das Gespräch führe, aber es das Beste dass ich je geführt habe. Der Professor hat keine wirklichen Einsprüche. Von meinen cleveren Gegenargumenten und verbalem Kung-Fu brauche ich, genau gar nichts. Ihm gefällt die Idee auch so. Ich hätte fast enttäuscht sein können, aber dafür bin ich happy und aufgeregt. Bleibt noch der zentrale Knackpunkt: wem gehört das Zeug, dass ich während meiner Studienzeit tippe? Mir? Der Uni? Dem Lab? Halbe-halbe? Bei meinen Nachforschungen hatte sich ein gemischtes Bild ergeben, indem ich mit der Uni über die Auslöse verhandeln muss.
"Das gilt für Angestellte der Uni. Du bist kein Angestellter. Du bist Kunde der Uni", erklärt er mir lächelnd.
Will er denn gar kein Stuck vom Küchen?
"Wenn du eine Millionen machst, dann will ich nichts. Wenn du 10 Millionen machst, dann will ich was!", sagt er und lacht.
Und damit war alles geklärt und die Bahn frei.
Er warnt mich nur, dass es sehr sehr sehr viel Arbeit sein wird.
Kein Problem. Lieber hart arbeiten als wieder Arbeiten.
...dachte ich...