Freitag, 30. Oktober 2015

Discount Human Transportation

Ha! Leibes-transport. So sehe ich das. Ich zahle die dafür, dass sie meinen physischen Leib nehmen und woanders wieder abladen, möglichst unversehrt.
Erste Klasse? Beinfreiheit? Service? Ha, die paar Stunden überlebe ich auch im Gepäckabteil wenns sein muss. Da spar' ich mir lieber das Geld und investiere das in... aber davon ein Andermal mehr. Hier gehts darum billig von A nach B zu kommen!



Damit habe ich schon 2010 Angefangen, als ich einen Freund im ~600km Entfernten Fukuoka besuchen wollte. Zug Tickets über solche Distanzen sind natürlich teuer. Aber ich finde ein Schlupfloch: für deutlich weniger Zaster gibt's ein "Fahr-so-viel-du-willst" Ticket. Die heißen: "Frühling des Lebens 18"-Tickets. Und auch wenn man nicht mehr 18 sein muss um das Ding zu kaufen zu können, ganz Grundlos ist das nicht. Der Haken nämlich: damit darf man nur reguläre Züge (sprich: S-Bahn) fahren, keine Inter-Citys. Man tauscht also seine Jugend (=Zeit) dafür ein billig überall hin zu kommen.

In meinem Fall einen ganzen Tag: ich fahre früh Morgens mit dem ersten Zug los und bin den ganzen Tag unterwegs. Die Landschaft zieht langsam an mir vorbei, was ich eigentlich ganz nett finde. Sieht man mal was vom Land. Und Leute. Ich scheine nicht der einzige zu sein der diesen Trick versucht. Das fällt mir Mittags auf, als ich in der Endhaltestelle einer Linie ankomme, die - von der anderen Seite - die Endhaltestelle einer anderen Linie ist. Sprich: ich bin im letzten Kaff. Trotzdem ist der Zug gut gefüllt. Und genau wie ich fangen alle sofort das Rennen an um in den 7 Minuten bis zum Anschlusszug im nahegelegenen Supermark Mittagessen zu kaufen. Und so sitzen wir alle in der Bimmelbahn und essen Lunch-Boxen... okay, vielleicht nicht alle, aber ich hab's geschafft.



Aber natürlich sagen Sie: Zeit ist doch Geld. Da spart man ja gar nicht. Da gibts einen noch besseren Trick: Abends hier einschlafen, Morgens dort aufwachen: der Nachtbus! Von 12:00 bis 6:00 hatte ich eh nix anderes vor als schlafen. Okay, ob ich wirklich schlafen kann hängt von mehreren Faktoren ab. Vor allem auch vom Sitznachbarn.
Aber ich hab da meine Routine, da kann fast nix schiefgehen: am Abend nochmal Sport, vor der Abfahrt ein Bierchen, dann Zähne putzen, Kopfhörer rein, mit einem Hörbuch. Am besten ein Fachbuch, dass man schon öfter gehört hat. Was trockenes.
Das letzte mal habe ich dann so gut geschlafen, dass ich im Traum nochmal eingeschlafen bin. Das war dann verwirrend aufzuwachen, und festzustellen dass ich ja nochmal aufwachen muss.


Tolle Sache, öffentliche Verkehrsmittel, nicht wahr? Naja, nicht immer. In letzter Zeit habe ich angefangen mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Vom meinem Reisfeld aus dauert das ungefähr genau so lange, und hat drei schlagkräftige Vorteile:
Erstens ist es etwas billiger (zumindest mit meinem Mini-Töff-Töff).
Zweites muss ich mich nicht an Bus- oder Zugpläne halten. Wie oft hat mich der letzte Zug schon vorzeitig aus einem großartigen Abend gerissen? Jetzt kann ich ganz entspannt bleiben und notfalls sogar Freunde (oder neue Bekanntschaften) Heim fahren.
Drittens kann ich nicht trinken. Jaja, zuerst hab ich auch gedacht, dass das ein Nachteil ist, habe aber meine Meinung geändert.Sonst fehlt mir ja nach jedem Bier die Ausrede und die Willenskraft, genau jetzt aufzuhören, anstatt noch eine Halbe.... und die sind hier ja eh keine halben, nur so kleine 3/4 pints... und Zack, wieder mehr getrunken als ich wollte. Und darüber den letzten Zug verpasst. Und zu viel Geld für Züge ausgegeben... also das nächste mal doch wieder mit dem Auto.


Dienstag, 20. Oktober 2015

Japan-Net

So weit weg bin ich ja gar nicht. Dank dem Internet ist die Welt ja viel näher zusammengerückt.
Oder so habe sich Leute das vorgestellt. Denn mir fällt der Unterschied zwischen den Ländern vor allem auch am Internet auf. Ja wir haben hier anderes Internet.


Ich komme also Heim nach Deutschland, mache meinen Computer an und meine Musik ist weg! Okay, war ja auch nie wirklich meine Musik, sagt zumindest die GEMA. Ich hab die einfach nur "ge-streamed" und streaming ist in Deutsch-Netz nicht.
Dafür kann ich jetzt wieder Musik auf Amazon kaufen und runterladen. Okay, das kann ich in Japan auch, aber von da komme ich nicht an meine Musik vom deutschen Amazon ran: Amazon mag das nicht, dass ich mein Deutsches Konto vom Ausland aus verwende. Das hat einen konkreten Grund: Japaner sind noch bereit reichlich viel Geld für CDs hinzulegen, was man auch daran sieht dass es hier noch riesige CD-Läden gibt, wo man unter 15 Öcken nix kriegt, auch keine nicht-Neuware, und rein-hören ist auch nicht drin. Ich versuche Amazon klar zu machen, dass ich ein verwöhntes Deutsches Kindl bin, meine Musik gerne billig und vor-gehört mag. Aber mit meinem Japanischen Internet glauben sie mir das nicht.
Also gehe ich zum Japanischen Amazon, die haben meist die Musik nicht da, oder wenn dann nur als teure Import CD. Also streame ich wieder statt zu kaufen.

Überhaupt halten mich alle für einen Japaner wen ich online bin. Also präsentieren sich fast alle Seiten die ich besuche erstmal auf Japanisch, selbst die von Amerikanischen und Deutschen Firmen. Dann muss ich erstmal wieder suchen, wo ich das umstellen kann. Manchmal kann man das nicht. Das senkt meine Lesegeschwindigkeit um gefühlte 80% und meine Aufmerksamkeitsspanne auf... ach Scheiß drauf! Ich geh wieder Musik streamen. Oder ne Runde zocken. Spiele-Webseiten sind wohl international. Glaubte ich, bis Steam sich weigerte einen Gutschein-Code einzulösen. Das Spiel war in Japan nicht erhältlich. Und mit "in Japan" meinten sie "im Japanischen Internet". Ähnliches gilt natürlich für Filme-Seiten, die uns Japanern entweder ganz versperrt sind, oder nur japanische Filme auf Japanisch anbieten.


Mir hat's dann irgendwann gereicht und ich hab mir einen Tunnel gegraben. Habe ja noch einen Server in Deutschland stehen. Der darf dann für mich Deutsch aussehen, wenn ich im Internet meine Schlitzaugen verstecken muss. Jetzt muss ich noch den umgekehrten Trick schaffen: im Deutschen Internet als Japaner durchzugehen. Manch einer hier brüstet sich damit sich sowieso immer als Amerikaner zu maskieren. Das scheint das non-plus-ulta-Net zu sein, dass die da drüben hinterm Pazifik haben...

Naja, und so hat alles seine Vor- und Nachteile. Bis auf die zwei, drei mal im Jahr, wo es hier kein Internet gibt, und man nur Nachteile hat. Und das kommt so: unsere Uni veranstaltet zwei, drei mal im Jahr einen Stromausfall. Angeblich aus Wartungsgründen. Und dafür wird im vorauseilendem Gehorsam für drei Tage das Internet abgestellt. Wer jetzt denkt:"och, die armen Informatiker...", der bedenke:
(a) den Bio-Tech Leuten verrecken während des Stromausfalls ihre... was immer sie da abscheuliches in ihren Kühlschränken heranzüchten.
(b) es leben auch einige Familien am Campus, und während dem Stromausfall gibt's auch kein Wasser. Jetzt versuchen sie mal ihrer 4Jährigen klar zu machen, dass sie 6 Stunden lang nicht aufs Klo gehen darf.

Also wundern Sie sich nicht wenn dieser Blog irgendwann auf Japanisch ist. Da hat Google sich einfach gedacht: "hey, der wird doch von nem Japaner geschrieben"...