Dienstag, 30. Juni 2015

Kriegswärts


Ich hoffe ich schaff's nochmal nach Hause bevor der Russe einmarschiert. Man hört hier ja in letzter Zeit so alles mögliche aus den Nachrichten. Da kann ich schon froh sein, das ich hier am "sicheren" Ende von Russland sitze.

Japan macht bei den ganzen Machtspielen natürlich nicht mit. Die haben sich nach dem zweiten Weltkrieg den Pazifismus in die Verfassung geschrieben: die Regierung darf also nie Krieg erklären oder in fremde Länder einmarschieren.

Aber natürlich will man doch gerne mitspielen, also wird das gerade geändert. Ja, es gibt gerade politische Bemühungen den Artikel aus der Verfassung zu streichen, damit man sich endlich keine dummen Ausreden mehr einfallen lassen muss um Krieg zu spielen. Passend dazu hat Japan kürzlich einen dicken Flugzeugträger fertig gestellt. Eigentlich hatte man mal gesagt, dass sich Flugzeugträger zur Landesverteidigung nicht rentieren, und man deswegen freiwillig keine bauen wollte. Also hat man einfach gesagt, dass das ein Zerstörer sei. Ein besonders großer, unförmiger Zerstörer. Ohne Bewaffnung. Packt man halt Hubschrauber aufs Deck, die Torpedos ins Meer werfen können. Ja, nee iss scho recht.


Nahezu alle Japaner sind natürlich dagegen (also gegen die Verfassungsänderung. Gegen die Aufrüstung sowieso). Zwar haben die Leute weniger Berührungsangst mit dem Militär als die Deutschen, aber selbst die Krieg-Spieler haben genug Selbsterkenntnis um ihr Hobby nicht zum Beruf machen zu wollen.

Aber dass die Regierung Dinge macht, die 90% der Bevölkerung ablehnt ist hier der Normalzustand.
Das geht schon bei den Wahlen los. Da fahren die Kandidaten mit Lautsprecher-Wägen durch die Straßen. winken dem Volk zu und skandieren Slogans.
Nun sind Japaner zwar an Dauer-Beschallung gewöhnt, trotzdem finden das alle nervig. Kann man aber nichts machen. Am Ende kriegen die beiden großen Partien, die DPJ und die LDP wieder die meisten Stimmen. Was ich schade finde, weil es ganz hübsche Alternativen gibt: etwa die "Glücks-Realisierungs Partei" (kein Scherz). Gut, ich habe keine Ahnung was deren Parteiprogramm ist, aber ich gehe davon aus, dass die Wissen das Angriffskriege nicht viel Glück realisieren.



Dass das Land immer mehr abdriftet liegt auch am Einfluss der "rechts außen" Fraktion, hier gerne als "Ultra-Konservative" bezeichnet. Die haben für sich durchaus Unterhaltungspotential, wenn sie mit ihren Lautsprecher-Wägen öffentliche Plätze belagern, Flaggen hissen, ohne Punkt und Komma unverständliche Reden skandieren und vor der Russischen Botschaft plärren, dass die endlich die Inseln zurück geben sollen, die sie im zweiten Weltkrieg eingenommen haben.
Leider hört die Regierung scheinbar diesen Leuten viel mehr zu als die Bevölkerung...

Mittwoch, 17. Juni 2015

DienstleistungsHochtechnologie

Zwei Dinge die allen Auffallen, die mich Besuchen kommen:
(1) Super Service hier!
(2) Gar nicht so viel High-Tech wie man erwarten würde.
Diesen Eindruck kann ich etwas erweitern...



Tankstellen:
Hier gibt es wirklich noch Tankstellen, wo man betankt wird. Also: ein Tankwart weist einen ein, und betankt einen ohne dass man aussteigen muss. Man sagt ihm einfach den Betrag den man gerne hätte, und der freundliche Herr tankt dann auf den Yen genau Kraftstoff ins Gefährt.Aber natürlich gibt es auch Selbstbedienung. Praktischerweise ist hier alles direkt in der Zapfsäule. Sie geben vor dem Tanken den Betrag an, zahlen, stecken den Schlauch ins Loch gucken zu wie der Zähler exakt auf dem gewünschten Betrag stehen bleibt.
Sollte man mit der Prozedur Probleme haben, stehen immer ein paar Helfer bereit.
Im Gegensatz zu Tankwart putzen die einem aber nicht die Scheibe während man tankt.

Übrigens wurde ich öfters von Besuchern gefragt, ob Benzin hier billig ist. Das konnte ich nicht beantworten weil: (a) habe ich in Deutschland schon seit vielen Jahren nicht mehr getankt, (b) kenne ich nicht immer den Wechselkurs und (c) schluckt mein Auto 4-Rad so wenig Benzin, dass ich nicht darauf achte wieviel das jetzt kostet.
Aber speziell für diesen Blog jetzt mal:
Der Liter Benzin kostet etwa 97 Cent. (Ist das jetzt teuer oder billig?)
Elektro- oder Wasserstoff-Tankstellen konnte ich noch keine finden.



RFID Karten und Bargeld:
Das schöne am Zugfahren in Japan ist ja diese große Karte über den Fahrkarten-Automaten, wo man sich raussuchen muss wo man hin will, dann genau für diese Strecke ein Ticket löst und am Zielbahnhof feststellt, dass man das falsche Ticket hat und nachbezahlen muss.
Daran erkennt man die Touristen. Japaner verwenden die nicht. Dafür gibt's hier RFID Karten die man mit Geld beladen kann. Die klatscht man auf den Scanner und es wird automatisch der richtige Betrag für die Strecke abgebucht. Das ist vor allem dann praktisch, wenn man schnell noch den Zug erwischen muss.
Aber nicht nur beim Zugfahren, mittlerweile kann man die Dinger in immer mehr Geschäften zum Bezahlen verwenden. Für eine Nation die sich über Jahrzehnte schwer getan hat Visa Karten zu akzeptieren sind sie jetzt ganz schön schnell.
Kann ich verstehen, denn mit Bargeld zu bezahlen kann immer etwas dauern, weil die Kassierer einem immer das Wechselgeld vorzählen. Das heißt: sie zählen natürlich wenn sie das Geld aus der Kasse nehmen. Dann zählen sich für sich selbst sicherheitshalber nochmal nach. Dann präsentieren sie dem Kunden das Geld und zählen es demonstrativ nochmal laut vor. Natürlich erst nachdem sie sich entschuldigt haben, dass das Geld zählen so lange gedauert hat.
Da kann ich schon verstehen, warum immer mehr Leute lieber ihre Geldkarte verwenden.
Und da hier kein Chaos Computer Club da ist um den Leuten zu zeigen wie leicht man ihr RFID Geld klauen kann...



Getränke:
In letzter Zeit gibt es in Tokyo auch immer mehr Getränkeautomaten eine ganz neuen Sorte. Naja, zumindest sehen sie modern aus. Was daran so neu ist habe ich erst an der Uni gelernt, als einer der Professoren die Dinger als Beispiel brachte für das neue "Internet of Things". Also: Geräte werden direkt ans Internet gehängt. Dazu haben sie auch noch eine Webcam um den Kunden aufnehmen zu können. Wozu das ganze? Sicherlich nicht wegen dem nicht vorhandenen Vandalismus (vor allem weil die Dinger bisher nur in Bahnhöfen stehen). Der Professor erklärt, dass man da Gesichtserkennungs-Software drauf hat, und damit Alter und Geschlecht des Kunden bestimmen kann... um damit bessere Vorschläge machen zu können was der Kunde so trinken möchten könnte.
Da muss man jetzt dazu sagen, dass in Japan der Datenschutz noch nicht so weit ist, und der Professor nicht recht verstehen konnte, warum ich damit ein Problem habe.

Da gehe ich lieber in jedes X-Beliebige Schnellrestaurant. Zwar Erkennt die Bedienung da auch mein Gesicht, schickt aber keine Kopie übers Internet. Außerdem gibt's das Getränk umsonst. Ja, in fast allen Restaurants vom schnellen Nudel-Shop bis zur Luxus-Klasse kriegt man entweder Tee oder Wasser soviel man trinken kann. Entweder kommt wieder alle 5 Minuten die Bedienung vorbei zum Nachfüllen, oder sie stellen einem direkt die Karaffe auf den Tisch.
Nein, das ist eine ganz normaler Karaffe. Kein High-Tech. Nur Tee.