Sonntag, 29. März 2015

Freie Zeitgestaltung 1

Aus aktuellem Anlass habe ich ein Sammlung aufgestellt, was man in Japan so mit seiner Freizeit anstellen kann. Normalerweise habe ich ja nicht so viel davon, und für das bisschen das ich habe, habe ich auch schon Routine. Jetzt hatte ich aber mal wieder die Chance Leuten die weite Palette des Zeitvertreibens zu zeigen, und habe dafür etwas ge-brain-stormed was man alles machen kann oder lassen sollte.



Sollte man machen: Karaoke!
Okay, das war jetzt irgendwie offensichtlich, Sorry.
Man muss dazu aber sagen, dass es zwei Varianten gibt:
Das eine sind Bars in denen man öffentlich singt. Also vor den ganzen anderen Betrunkenen. Ganz nüchtern will man weder sich selbst noch andere dem eigenen Gesang aussetzen. Diese Variante war wohl die ursprüngliche Form von Karaoke, ist aber nicht mehr so verbreitet wie man meinen sollte. Man muss schon wissen wo man hingehen muss (oder mal folgt dem Lärm), und dann ist das auch in eine bestimmte Subkultur von Stammgästen eingebettet. Das heißt nicht, dass man als Außenseiter nicht willkommen wäre, ganz im Gegenteil. Aber die Leute die in diesen Kneipen abhängen kennen sich meist untereinander und sind öfter da.

Das andere sind Karaoke-Shops in denen man ein kleines Zimmer mietet und unter sich ist. Diese Variante ist so populär, dass man in der Innenstadt keine hundert Meter weit geht ohne an zwei Läden vorbei zu kommen, und jeder dieser Läden hat mehrere Stockwerke, jedes Stockwerk mit gut einem Dutzend Zimmer unterschiedlicher Größe (je nach Gruppengröße). Netter weise haben alle Etablissements kostenlose Soft-Drink-Theken (für Alkohol muss man extra zahlen). Das hat auch den Vorteil, dass man auf dem Weg zur Theke regelmäßig an den anderen Zimmern vorbei kommt und hören kann, was (und wie) die anderen Gäste so singen. Das hat durchaus Unterhaltungswert.

Gelegentlich findet man sogar Deutsches Liedgut. Normalerweise Moskau von Dschinghis Khan, 99 Luftballons von Nena und ein oder zwei Lieder von Rammstein dabei. Sonst muss man sich mit einer großen Auswahl Englischer Songs begnügen wenn man nicht Japanisch kann.
Umgekehrt: wer Japanisch kann, kann auch ohne Englisch-Kenntnisse mitsingen, weil das Gerät zum Englischen Text die Japanische Lautschrift mit einblendet. Auch zu Deutschen Liedern. Natürlich passt die Japanische Lautschrift überhaupt nicht auf Englische Texte... oder gar Deutsche.
Aber so können sie wenigstens mit-trällern:
Mosukau, Mosukau, Lussuland isto ain schones Lando!

Okay, wenn ihnen dass nicht reicht, haben die noch einen. Die Videos die zu den Liedern gespielt werden. Für gewöhnlich haben die Geräte nämlich nicht die Original-Videos noch Bilder von Live-Auftritten der Band. Stattdessen werden generische Video-Sequenzen gezeigt. Meist irgendwelche Europäische oder Amerikanische Städte, ausstaffiert mit Laien-Darstellern. Die sind völlig unabhängig von der Musik, was das ganze noch absurder macht.



Sollte man lassen: USJ
Die Japaner lieben Disney. So viel Merchandise voller Prinzessinnen, Mäusen und - seit letztem Jahr - Schneemännern könnnen sie an westliche Kinder und junge Erwachsene gar nicht dran pappen.
Sie haben sogar ihr eigenes Disney-Land und Disney-Sea (ja, weil: an Land reicht nicht!).
Beide sind in der Gegend um Toyko. Das macht die Leute in Osaka natürlich etwas grantig. Aber dafür haben sie: die Universal Studios Japan! Das ist ungefähr das gleiche nur halt mit Harry Potter, Jurassic Park und Spider-Man statt mit Disney. Naja, sofern sie etwas davon zu sehen kriegen, denn die meiste Zeit werden sie in der Schlange stehen. Da können Sie sich ausgiebig mit ihren Begleitern unterhalten. Gut, nach zwei Stunden sind uns dann auch die Gesprächsthemen ausgegangen, und wir saßen immer noch nicht in der Achterbahn. Das bedrückende Schweigen können Sie nutzen um sich klar zu machen wie viel Geld sie dafür ausgegeben haben hier stehen zu dürfen. Ich hab versucht mich mit Vokabel-Lernen abzulenken, aber auch die Vokabeln sind mir irgendwann ausgegangen.
Aber alle Zeit vergeht irgendwann. Vor allem die Fahrzeit, die ist nämlich nur 10 Minuten. Dann stehen sie wieder für die nächste Attraktion in der Schlange. Ich hab dann aufgegeben und bin Heim - man muss der schlechten Zeit nicht noch gute Zeit hinterher werfen. Immerhin habe ich ein Photo mit Spider-Man...
..kann ich aber nicht mehr finden.
Also gibt's stattdessen nen überdimensionales Plastik-Küken. Bitteschön:


Die Leute mit denen ich im USJ war haben mich dann immer wieder eingeladen nochmal hin zu gehen. Ist mir zu teuer, habe ich gesagt. Kauf' dir halt nen Saison-Pass, wenn du dann 5-6 mal hingehst wird der einzelene Besuch relativ gesehen immer billiger.
Es gibt einen Saison-Pass für Schlange-Stehen.
Und manche Leute kaufen den auch noch...