Mittwoch, 23. Oktober 2013

Seoul, Korea

"Hey Leute! Diese Billig-Airline hat ein Sonderangebot! Da kommen wir Spottbillig nach Seoul! Wer ist dabei?"
"Ich!"
"Hier!"
"Ich auch!"
"GEBUCHT! Das wird bestimmt lustig wenn wir zusammen..."
"Ich hab' familiäre Probleme!"
"Ich bin krank."
"Ich hab Stress im Labor!"
"Ähh, was?!"
Und so flog ich allein mit 4 Sitzen nach Korea.
Abenteuer müssen immer so anfangen!


Angekommen, verwandle ich mich spontan in einen Touristen.
Ich verstehe kein Wort Koreanisch und kann auch nichts mehr lesen.
Das Geld, sobald ich es denn aus dem nächstbesten Automaten ziehe, sieht merkwürdig nach Monopoly aus und bewegt sich in einem mir unbekannten Wertebereich. (10.000 Won - ist das jetzt viel oder was?)
Ich habe keine Ahnung wie das Zug-System funktioniert. So komme ich zwar in den Start-Bahnhof rein, aber aus dem Ziel-Bahnhof nicht mehr raus. Keine Ahnung was das Ticket-Gate von mir will. Gottseidank sind Koreaner ähnlich Hilfsbereit zu Ausländern wie die Japaner. Aber deutlich ruppiger und nehmen es auch mit den Regeln nicht so genau. Eine Passantin drückt mir einfach das Türchen neben dem Ticket-Gate aus und murrt etwas das wohl "da geh raus!" heißen soll.
Leider fehlt ihnen auch die Japanische Angewohnheit, Modelle und Photos ihrer Speisen vor's Lokal zu stellen. Ich verirre mich eine dreiviertel Stunde lang, bis ich eine Nudelsuppenküche finde die ich mit Zeigefinger und "that! one! please!" bedienen kann.
Hab ich schon erwähnt, dass hier niemand Englisch spricht?
Aber das Essen ist gut!
Anti-England sozusagen...



Generell scheinen die Koreaner noch nicht so ganz an Touristen gewohnt zu sein.
Beim Sight-Seeing kommen die ganze Zeit Leute auf mich zu und wollen ein Photo.
Nein, sie wollen nicht, dass ich ein Photo von ihnen mache, sie wollen ein Photo mit mir machen.
Außerdem wollen sie ihr begrenztes Englisch an mir ausprobieren.
Ich mache das gerne mit.
Wenn ich das nächste mal in Deutschland bin versuche ich das mal bei einem Koreanischen Touristen und schaue wie der reagiert.

Ich muss dazu sagen, dass das nur die jüngere Generation macht.
Die älteren Koreaner drücken ihr Interesse anders aus.
Auf der Toilette stelle ich mich irgendwo an die lange Reihe an Pissoirs - eigentlich ein sehr langes durchgängiges Pissoir wenn man so will.
Ein Mann im mittleren Alter stellt sich direkt neben mich, obwohl alles frei ist.
Vielleicht pinkelt er nicht gern allein...
Dann guckt er aber doch recht auffällig zu mir 'rüber...
Guckt wieder weg.
Guckt nochmal sehr auffällig 'rüber...
Ich glaube Sie haben schon erraten, dass er mir nicht aufs Gesicht schaut.
Er guckt wieder weg, guckt ein bisschen in der Gegend herum.
Dann guckt er aber doch nochmal ganz genau....!
Wollen Sie nachmessen?! Hab das Lineal gerade nicht da...




Korea ist ja für seine Küche berühmt.
Also lass ich mir keine Gelegenheit entgehen in einem traditionellen Restaurant einzukehren und irgendetwas zu bestellen von dem ich keine Ahnung habe was es ist.
Ich deute also auf etwas in angemessener Preislage und - wenn vorhanden - ansehnlichem Photo. Englische Untertitel sind eher rar.
Heute aber steht etwas besonderes auf dem Plan: Koreanisches Barbecue!
Weltberühmt, wurde mir gesagt. Da hat man den Holzkohlengrill im Tisch eingebaut und bekommt Fleisch, Zutaten, Soßen und Beilagen extra angeliefert.
Die Beilagen waren nicht abgebildet, also mache ich den Fehler mir eine Nudelsuppe dazu zu bestellen. Obwohl ich alleine sitze ist der Tisch voll: Salate, Eingelegtes, Zwiebeln, noch ein Salat, ein Teller mit roter Paste, ein Teller mit Salatblättern die nicht angemacht sind, Soßen.
Ich habe keine Ahnung wie man das Zeug bedient.
Die Bedienung spricht weder Englisch noch Japanisch.
Sie ist Chinesin.
Das erweitert mein Vokabular auf: "Schön sie kennen zu lernen" und "Ich spreche kein Chinesisch".
Ich gucke beträufelt.
Sie hat Mitleid und versucht mir mit Handzeichen zu erklären, was ich machen soll.
Wir einigen uns also irgendwie darauf, dass die Zwiebeln in die Soße kommen, und man das Fleisch in die rote Tunke tippt.
Während es brutzelt esse ich schonmal einen der Salate. Ich esse ihn auf weil: Deutsch!
Das war ein Fehler! Ehe ich gucken kann steht derselbe Salat wieder auf dem Tisch.
Nachdem die Bedienung vergebens versucht hat mir zu erklären, dass man das Fleisch in ein ungarniertes Salatblatt wickelt, überwindet sie sich und macht es selbst.
Scheu schaut sie mich an als sie mir das gewickelte Ding in die Hand gibt.
Ich stecke es mir in den Mund.
Es schmeckt köstlich!
Ich sage laut "Mhhmm!" und mache eine Kombination aus Nicken und Verbeugen.
Wir lachen beide.
Gott sei Dank ist sie Chinesin: so kann ich wenigstes "Danke" sagen.

Ich kann mich nicht überwinden den Salat NICHT aufzuessen. Diesmal aber bin ich vorbereitet und kann sie rechtzeitig davon abhalten mir noch einmal einen Salat zu bringen.


So bekomme ich dann irgendwann auch den Tisch leer.
Ich bedanke mich nochmals, sie lächelt und sagt etwas dass ich nicht verstehe, ich sage ihr, dass es nett war sie kennen zu lernen, dann gehe ich.

Auf der Straße fange ich laut das Lachen an und wandere glücklich nach Hause.




An einem verkaterten Morgen entscheide ich mich, die Koreanischen Schriftzeichen zu lernen.
Die haben nämlich ihre eigenen Schriftzeichen erfunden.
Die sehen von weitem zwar genau so abschreckend komplex aus wie das Chinesische / Japanische Pendant, aber - so wurde mir gesagt - folgen sie einer inneren Logik und sind daher sehr leicht zu verstehen.
Also Spiel ich mir entsprechende Materialien aufs Handy und mache mich auf den Weg zum Taekwondo Welt-Zentrum Kukkiwon. 
Ich verfahre mich mit der U-Bahn, so fokussiert bin ich aufs Lernen.
Ein Taekwondo-Turnier und ein Mittagessen später gehe ich mir erstmal einen Kaffee kaufen.
Zumindest hoffe ich, dass es Kaffee ist - der Plastikbecher sah irgendwie danach aus.
Hey! Gute Gelegenheit meine neuen Koreanisch-Kenntnisse zu testen!

바닐라라떼, steht da...


b... ba n..ni..nir r..a ra tt...tte
 

Vanilla Latte?!
 

Ich öffne den Deckel und trinke einen Schluck.
Yap: Vanilla Latte!



Erster Gedanke: Hey, mein erstes koreanisches Wort!
Zweiter Gedanke: Mist, falschen Kaffee gekauft!