Montag, 30. September 2013

Ausländer

HINWEIS: Hier beginnt der ironisch gemeinte Teil des Textes, und er hört auch bis zum Ende nicht mehr auf!

Einer gängigen Logik folgend dürfen Angehörige einer Minderheit über eben diese Minderheit selbst nörgeln und sich lustig machen.
Keine Ahnung wer sich das ausgedacht hat, aber es gibt mir die einmalige Gelegenheit meinem Fremdenhass mal freien Lauf zu lassen: auf michselbst und meinesgleichen.
Also Obacht: die drei Typen Ausländer die man gängigerweise Trifft.



Englischlehrer
Ein gehöriger Batzen Ausland, meist aus den USA, manchmal auch aus Kanada oder Australien, schlägt sich hier als Sprachlehrer durch.
Das können sie, weil: sie können Englisch.
Also nicht das sie Zuhause Literatur oder Englische Dichtkunst studiert hätten. Ist halt ihre Muttersprache. Pädagogik oder Lehramt auch nicht.
Also Zuhause würden sie sich vielleicht etwas schwer tun.
Aber hey, sie sind in Japan! Da ist "Englisch können" schon eine Qualifikation in sich.
Also tun sie sich in Japan etwas schwer.
Einerseits weil ihre Motivation Japanisch zu lernen oft auch nicht beeindruckt. Eine Bekannte konnte trotz ihrer 4+ Jahre in Japan noch nicht genug Schriftzeichen um meine SMS mit Japanischer Begrüßung zu verstehen. Also: nur die Grußformel war Japanisch...
Andererseits haben sie es aber auch nicht so leicht in Japan weil der Beruf nicht gerade ein Freifahrtschein nach Disneyland (Tokyo) ist.
Nachfrage gibt es zwar genug - so viel dass ich selbst auch schon öfter gefragt wurde ob ich nicht unterrichten will - aber die Bezahlung ist mäßig und Aufstiegschancen, äh, ja, wohin? Von "Lehrer ohne Erfahrung" zu "Lehrer mit Erfahrung"?
So zieht der Job natürlich auch eher fragwürdige Gestalten an. Einer davon beschwerte sich kürzlich, dass er seine Schüler nicht motivierend unterrichten will: die sollen gefälligst schon motiviert zu ihm kommen!


Ob's auch Lehrer für andere Sprachen gibt als Englisch?!
Vielleicht ein oder zwei. In ganz Japan.
Ernsthaft: die Japaner sind schon mit Englisch lernen genug gefordert, da haben sie kein Geld und keine Zeit mehr für eine zweite Fremdsprache, außer an der Uni...



Austauschstudenten
An anderer Stelle in diesem Blog habe ich ja schonmal über den "Studenten Jet-Set" geschrieben.
Damals nicht erwähnt habe ich, dass die Austauschstudenten tatsächlich eine recht große, representative Minderheit hier sind. Wenn ich irgendwo Ausländer treffe, sind sie (wenn denn nicht Englischlehrer) meist Studenten.
Gut, ich treibe mich halt auch in den entsprechenden Gegenden und Etablissements herum, aber das tue ich als Student ja schon per definition.
Japan versucht tatsächlich aktiv Fremd-Studenten anzuziehen - die Politiker denken sich da wie Politiker das immer gerne tun eine Zahl aus, und so viele Studenten möchte man dann gerne anlocken.
Meist mit Publicity, Networking und finanziellen Anreizen wie Stipendien.
Was die Leute aber eher abschreckt sind Bürokratie und, naja: die Sprache.
Englische Studiengänge sind eher selten, und technisches Japanisch kein Spaß. (Stellen sie sich vor, ihren Gesamten Wortschatz seit der 6 Klasse neu lernen zu müssen, und für jedes Wort noch ein nettes Schriftzeichen dazu).
Doch dafür dürfen sie sich über gesenkte Hürden freuen: die Professoren und Prüfungsgremien sind deutlich netter zu "Internationals" als zu Japanern. Einerseits haben sie wohl Mitleid mit den armen Irren, andererseits wollen sie niemanden vergraulen der mal ihr internationales Netzwerk ausbauen könnte. Kurz: wir genügen eigentlich Japanischen Qualitätsansprüchen nicht, werden aber trotzdem geduldet.

Und so wagen sich jedes Jahr wieder viele Leute aus aller Herren Länder her.
Auch solche Länder, von denen man keinen regen Austausch erwartet hätte, wie Afghanistan, Iran oder der Schweiz. Nur Nordkoreaner habe ich noch nicht getroffen.

Und wenn sie fertig sind mit ihrem Semester oder Abschluss?
Nun, die meisten gehen wieder heim, doch einige bleiben und suchen sich Jobs.
Oft sind das die Asiaten unter den Studenten...



Immigranten
Leute die zum Arbeiten und Leben kommen und bleiben sind in der mehrheit Chinesischen (inkl. Taiwan) und Koreaner (exkl. Nordkorea). Die stellen dann auch den größten Ausländeranteil.
Für mich ist das oft nicht sofort erkennbar, ob jemand Japaner oder Chinese ist, aber laut Wikipedia ist das so.
Diejenigen die ich selbst kennen gelernt habe, haben sich aber auch schon so gut eingelebt, dass wohl selbst für die Japaner kaum "fremd" sein dürften.
Jedenfalls konnte ich, anders als oft erzählt wird, nie offenen Rassismus oder Ausgrenzung erkennen.
Zwar sagen mir die Immigranten, dass in den Feinheiten der Sprache doch gelegentlich ein bisschen Abneigung mitschwingt, aber hey, ich hab in Österreich studiert. Da muss man nicht erst die Feinheiten der Deutschen Sprache ergründen um die Beleidigung zu verstehen.
Aber ein Schmäh hier und da macht die Österreicher doch net zu Rassisten.
 Moment, ich kriege hier gerade aktuelle Wahlergebnisse rein...
FPÖ 21%?!
Gut das ich rechtzeitig nach Japan evakuiert habe!

Samstag, 21. September 2013

Photographia Exotica

Schlechte Nachricht: Kann gerade nicht aus Japan berichten.
Gute Nachricht: Als Wiedergutmachung gibt's ein paar Photos aus meinem Urlaub.
In welches exotische Land hat es mich da wohl verschlagen?