Dienstag, 26. Februar 2013

Nein, das andere Andere!


> Ano ne (*nicht übersetzt da 100% Inhaltsfrei)
> Hmm?
> Bevor du nach Japan gekommen bist, was hast du geglaubt wie's hier ist?
> Inwiefern?
> Hast du geglaubt, dass hier überall Samurai rumlaufen?

Meine Gesichtszüge sind nicht sofort entgleist.
Erst habe ich ein paar Sekunden gebraucht um zu kapieren, dass die Frage ernst gemeint war.
Dann hab ich dafür aber auch gleich doppelt blöd geschaut.

Japan hat unter den erste-Welt-Ländern vielleicht den geringsten Kulturaustausch.
Der Ausländeranteil liegt bei grob 2% (vergleiche: Deutschland 20%) wovon die meisten nochmal Koreaner oder Chinesen sind. Insofern halten sich hier hartnäckig einige abstruse Vorstellungen übers Ausland (was auf Japanisch alles als "Übersee" angesehen wird, weil's ja zwangsläufig jenseits irgend eines Ozeans liegt).
Nicht dass es an tatsächlichen Unterschieden Mangeln würde.
Aber sie schaffen es mit schlafwandlerischer Sicherheit immer genau die falschen Sachen als besonders Japanisch zu betrachten, genau an den falschen Stellen Missverständnisse und Irrglauben zu vermuten.


Vor langer Zeit hatte ich mal eine Touri-Bruschüre in der Hand die für Japan warb "wo es vier Jahreszeiten gibt".
Das ist ja schön für euch, dachte ich mir und dachte mir nichts weiter dabei.


Im Sprachkurs wurde mir erst klar, warum dass da stand:
denn die heutige "erzählen-sie-mal-wie-das-bei-ihnen-Zuhause-so-ist" Frage (Sprachkurse bestehen zu 60% aus solchen Fragen) dreht sich um: die Anzahl der Jahreszeiten.

Und der Reihe nach gucken wir alle mal doof und nennen dann FrühlingSommerHerbstWinter. Als ob das irgendwie mit der Erdachse zusammen hängen würde und nicht kulturell bedingt wäre.

GottSeiDank war wenigstens EIN Mädchen aus Malaysia dabei (zusammengefasst: "manchmal regnet's"). Damit hatten wir einen "kommt-aus-einem-Land-wo-es-nicht-vier-Jahreszeiten-gibt" Anteil von: einer Person.

Wie der Lehrer - der ja bestimmt nicht zum ersten mal mit Ausländern zu tun hat - trotzdem noch überrascht sein kann...


Sie planen eine Party. Sie wollen wissen ob es Essen gibt, dass ich nicht mag. Ich nenne Nattō. Sonst nichts?
> Essen sie denn Tako?
> Taco? Klar ich liebe Tacos!
Er schaut so überrascht, dass ich nochmal nachdenke, was er gerade gesagt hat.
> Ach, sie meinen Tako (Octopus)! Klar, warum den nicht.
Er schaut noch ein bisschen überraschter, was dann auch auf mich abfärbt.

Nun sind die Japaner ja tatsächlich berühmt dafür alles zu essen, was sie aus dem Mehr ziehen. Vom Seetang über die Qualle bis zum Wahl. Aber bei den Meeresfrüchten, die von der Mediterranen bis zur Südost-Asiatischen Küche überall in den Topf kommen, überrascht sie das.

Was wirklich typisch Japanisch ist - das von der Pizza bis zum Sushi alles eine dicke Schicht Mayonnaise abbekommt - halten sie dafür wieder für einen Kulturimport.
> Wie, du magst keine Mayonnaise?
> Mag ich schon, aber ich will meinen Octopus darunter noch sehen können!



Freitag, 8. Februar 2013

Spaß trotz Winter

Frühling ist die Zeit der Kirschblüte.
Im Sommer jeden Tag ein anderes großes Fest.[1]
Im Hebst geht man in die Natur, das Laub bestaunen.[2]
Und im Winter?
Wer nicht gerade auf der Nordinsel Hokkaido lebt (dort gibt es das berühmte Schnee-Festival... und überhaupt erstmal Schnee), kann man sich wohl nur in heiße Quellen verkriechen...?
"Chau!" sagt da der Japaner!

Drei Dinge, die man in Kansai (mittlerer Westen) in der kalten Jahreszeit bestaunen kann:


Kobe Luminarie
Nach dem schweren Erdbeben in Kobe 1995 hat sich die Welt überlegt wie man der schwer angeschlagenen Stadt wieder etwas aufheitern und auf die Beine helfen kann.
Italien hat ihnen einfach ein paar Glühbirnen geschenkt.
Also, ein paar sehr sehr viele...

Und das sind ist nur eine von mehreren Konstruktionen.



Osaka Toka Ebisu
Das berühmte Ebisu-Bier (eines der wenigen echten und echt guten japanischen Biere) hat seinen Namen von der dickbäuchigen Gottheit "Ebisu".
Weil der als Kind an den Strand gespült wurde und immer so fröhlich Lacht wird er gerne angerufen wenn darum geht, dass etwas das glücklich macht in den Schoß fallen soll.
Also wird Anfang des Jahres zum Schrein gepilgert um für Glück im neuen Jahr zu bitten.

Die Statue zu berühren bringt Glück - weshalb es sehr schwer war durch die Menschenmassen überhaupt erst so nah ran zu kommen.



Nara Wakakusa Yamayaki
Johannisfeuer? Lächerlich! Wir fakeln gleich den ganzen Berg ab!
Jeden Winter wird der Heilige Berg Wakakusa angezündet.
(Oder zumindest eine große Grasfläche auf dem Kuppel. Ihr wisst schon: Safty first!) 
Angeblich konnten sich zwei Tempel nicht einigen, wem der heilige Berg gehört, und in Salomonischer Weisheit hat dann einfach die Schreichhölzer geholt.

Natürlich gab es auch ein großes Feuerwerk.
Ob das die Brandursache war kann man allerdings schwer sagen.